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Ob günstig oder teuer: Mit ihren Daten zahlen Smart-TV-Nutzer später noch einmal.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Philip Pach

Zu einem geradezu vernichtenden Urteil über eine gesamte Branche kommt das deutsche Bundeskartellamt: In einer aktuellen Untersuchung legt die Behörde offen, in welchem Umfang aktuelle Smart TVs ihre User ausspionieren – und wie wenig man sich dabei offenbar um geltende Datenschutzregeln schert.

Datenhunger

Laut der "Sektoruntersuchung Smart TVs" kenne der Datenhunger der in Deutschland aktiven Hersteller kaum eine Grenze. Vom exakten Fernsehverhalten über die App-Nutzung und die Auswertung des für Sprachsteuerung gesammelten Stimmprofils bis zu exakten Cursorbewegungen im User-Interface reichen die Daten, die die Anbieter einsammeln. All das werde dann für personalisierte Werbung ausgewertet, berichtet heise.de.

Was das Bundeskartellamt dabei besonders stört: Es gebe für die Nutzer praktisch keine Möglichkeit, diesen Datensammlungen zu entgehen. Wer die entsprechenden Funktionen deaktivieren wolle, müsse sich schon nachträglich durch zahlreiche Menüs in den Fernsehereinstellungen mühen – falls das überhaupt möglich sei. Bei der Ersteinrichtung müssten die Nutzer hingegen üblicherweise all diesen Punkten zustimmen, wenn sie ihren TV nutzen wollen. Generell zeige sich hier ein echtes Transparenzproblem, so sei es etwa im Vorhinein für Käufer kaum möglich herauszufinden, welchen Regeln sie später zustimmen müssen.

DSGVO

In Summe würden sich in dieser Branche damit auch massive Verstöße gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zeigen, folgert das deutsche Bundeskartellamt. Insofern müsste es branchenweite Änderungen geben. So brauche es eine klare Informationspolitik, mit der die Nutzer über Datensammlung und -verarbeitung bei solchen Geräten transparent aufgeklärt werden. Denkbar wären etwa eingängige Bildsymbole, die schon auf der Verpackung die Eckdaten der gebotenen Datenschutzstandards umreißen.

Keine Informationen zu Updates

Ein weiterer Kritikpunkt der Behörde: Es brauche einen gesetzlich klar geregelten Anspruch auf Software-Updates. Bisher liefere praktisch kein Anbieter Informationen dazu, wie lange seine Smart TVs aktualisiert und somit auch vor Sicherheitslücken geschützt werden. Erst damit könnten die Käufer einschätzen, wie lange sie einen Smart TV gefahrlos betreiben können.

Im Rahmen der seit Dezember 2017 laufenden Untersuchung wurden 20 Anbieter von internetfähigen Fernsehern unter die Lupe genommen. (red, 3.7.2020)