US-Präsident Donald Trump kämpft wieder einmal gegen vermeintliche "Fake News"

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Berichte, wonach Russland den afghanischen Taliban für jeden getöteten US-Soldaten ein Kopfgeld gezahlt haben soll, stürzen das Weiße Haus in Verlegenheit. Während es Donald Trump einstweilen dabei belässt, die Meldungen als eine Erfindung der "Fake-News-Medien" hinzustellen, lassen sich manche seiner Berater ausgeklügelte Erklärungen einfallen.

Robert O’Brien, der Nationale Sicherheitsberater, macht eine Analystin der CIA verantwortlich dafür, dass der Präsident über entsprechende Erkenntnisse nicht informiert worden sei. Die Frau habe beschlossen, die russischen Zahlungen beim täglichen Geheimdienst-Briefing im Weißen Haus auszuklammern, da es sich um nicht bestätigte Informationen gehandelt habe. Mit Blick auf die Fakten, die er mittlerweile kenne, glaube er, dass sie richtig entschieden habe, fügte O’Brien bei Fox Newsreichlich kryptisch hinzu. Kritiker warfen ihm daraufhin vor, die Schuld abzuwälzen, statt ein eklatantes organisatorisches Versagen in der Machtzentrale einzuräumen.

Brisant ist auch die Skizze, die der Sender CNN unter Berufung auf ehemalige Regierungsbeamte zeichnet. Demnach lässt Trump, der ein gutes Verhältnis zu seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin anstrebt, oft unverhohlen seinen Widerwillen spüren, wenn ihm kritische Analysen über das Wirken Russlands präsentiert werden. Das Team seiner Berater habe daraus den Schluss gezogen, ihn mündlich dazu möglichst selten zu unterrichten. In eigens für ihn verfassten Papieren sei der Hinweis auf die Kopfgeldzahlungen für die Taliban allerdings aufgeführt worden, berichtet wiederum die New York Times.

Infos schon im Februar

Im Februar, wenige Tage vor dem Abschluss eines Deals mit den Taliban, von dem er sich den raschen Abzug aller noch am Hindukusch stationierten US-Soldaten versprach, sei Trump darüber informiert worden. Belege für die Rolle Moskaus hätten allerdings den Eindruck erwecken können, als lasse es der US-Präsident zu, dass sich das US-Restkontingent nach 18 Jahren Afghanistan-Einsatz mit russischer Hilfe regelrecht aus dem Land verjagen lasse. Um einen solchen Eindruck zu vermeiden, habe Trump die Hinweise ignoriert.

Aus dem Weißen Haus hieß es zu dem Kapitel, es sei nicht üblich, dem Präsidenten Geheimdiensterkenntnisse vorzulegen, solange sie nicht gründlich überprüft worden seien. Trump selber hatte erst am Mittwoch getwittert, er halte die Causa Kopfgeld für "ein weiteres Märchen", das nur erzählt werde, um ihm zu schaden. Dass sich allerdings in seinem eigenen Kabinett Risse auftun, machte Außenminister Mike Pompeo mit sorgfältig gedrechselten Sätzen deutlich. De facto bestätigte er die Berichte über russische Prämien für die Taliban, indem er betonte, dass die US-Geheimdienste damit "unglaublich gut" umgegangen seien. Zugleich versuchte er die Affäre herunterzuspielen: Bereits seit zehn Jahren, so Pompeo, gefährde Russland durch Waffenverkäufe an afghanische Milizen das Leben von US-Soldaten.

Laut Washington Post schreiben CIA-Analysten den russischen Überweisungen an die Taliban mit einiger Wahrscheinlichkeit den Tod von drei Marine-Infanteristen im Jahr 2019 zu. (Frank Herrmann, 2.7.2020)