Berlin – Der Dauersieger ist nach dem Sane-Coup "heiß" aufs Double, der ewige Zweite will die jahrzehntelange Titel-Tristesse beenden. Zum Abschluss einer sorgenreichen Saison im deutschen Fußball soll das Endspiel um den DFB-Pokal zwischen dem FC Bayern München und Bayer Leverkusen auch ohne buntes Rahmenprogramm und knisternde Fan-Atmosphäre zum großen Fußball-Spektakel werden.

Das Objekt der Begierde.
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"Wir wissen, dass es etwas ganz Besonderes ist, in Berlin das Pokalfinale vor Zuschauern spielen zu dürfen", sagte DFB- und Bayern-Kapitän Manuel Neuer: "Jetzt ist es eine andere Situation, aber wir sind auf jeden Fall heiß und werden alles geben, dass wir das Double einfahren." Es wäre das 13. "Wir bleiben weiter hungrig", versicherte Joshua Kimmich.

Vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw – der erstmals in der Geisterspiel-Ära wieder ins Stadion darf, dort den neuen Bayern-Star Leroy Sane aber noch nicht spielen sieht – strebt der Rekordcupsieger mit dem Österreicher David Alaba und um den langjährigen Löw-Assistenten Hansi Flick am Samstag (20.00 Uhr/ARD und Sky) den 20. Pokalerfolg an. "Wir wollen den nächsten Titel gewinnen. Dafür werden die Jungs alles tun", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic.

27 trophäenlose Jahre

Die Werkself, die als eine von zwei Mannschaften überhaupt die Flick-Bayern besiegt hat, sehnt nach 27 trophäenlosen Jahren wieder einen Titel herbei. Damals gab es den einzigen Pokalsieg, danach für acht zweite Plätze das belächelte "Vizekusen"-Image. "Es ist absolut notwendig, gierig zu sein auf den Titel", forderte Abwehrchef Sven Bender, zweimal Cupgewinner mit Borussia Dortmund. Aleksandar Dragovic hat die Chance, als erster österreichischer Fußballer im vierten unterschiedlichen Land einen Cuptitel zu gewinnen, mit dabei sein wird auch Julian Baumgartlinger.

"Wir brauchen kein Wunder, nur einen guten Tag", meinte Tormann Lukas Hradecky. "Wir spielen am Samstag gegen die aktuell beste Mannschaft in Europa", weiß aber Leverkusens Sportchef Rudi Völler, der noch ohne Titel mit Bayer ist. "Es reicht nicht, an die Grenzen zu stoßen. Wir müssen darüber hinausgehen, wenn wir gewinnen wollen."

Ein junger Spieler könnte erneut deutsche Fußball-Geschichte schreiben: Mit seinem Tor gegen den FC Bayern Anfang Juni wurde Florian Wirtz schon zum jüngsten Torschützen in der Bundesliga-Historie, der 17-Jährige wäre bei einem Einsatz im Endspiel der jüngste Spieler, der je in einem Finale dieses Wettbewerbs auf dem Platz stand.

Zahlreiche Fans feierten die Abfahrt des Leverkusen-Mannschaftsbusses vom Stadion in Richtung Flughafen mit lauten Fan-Gesängen und roten Bengalos. Völler reckte bei der Abfahrt in der ersten Reihe den Daumen in die Höhe. Der Verein hatte in der Stadt zahlreiche Aktionen unternommen. Der Wasser-Turm wurde in die Vereinsfarben Rot und Schwarz gekleidet, die Fans waren am Freitag zu einem "Trikot-Tag" aufgerufen und sollten dieses bei der Arbeit, beim Einkaufen, beim Sport oder zu Hause tragen. (APA, 3.7.2020)