Lange schon rufen die Pflichtschulen nach Verwaltungsentlastung. Jetzt soll sie kommen – und arbeitslosen Menschen einen Job bringen.
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Johanna Mikl-Leitner hat die "ZiB 2" gesehen. Also weiß die niederösterreichische Landeschefin (ÖVP), dass Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) in der abendlichen Nachrichtensendung nicht gesagt hat, dass die Länderchefs künftig vor etwaigen, Corona-bedingten Schulschließungen bei ihm nachfragen müssen. Dass er es so gemeint hat, das ist aber auch im schwarzen Kernland eindeutig angekommen, weshalb Mikl-Leitner anschaulich erklärte: "Bei großflächigen Schließungen halte ich es für zielführend, ganz kurz ans Telefon zu gehen und das zu besprechen."

Kommunikation mit Kurz

Worum geht's? In Oberösterreich hat man sich nicht an die beschriebene Vorgangsweise gehalten. Nach einem rasanten Anstieg der Corona-Fallzahlen im Umfeld mehrerer religiöser Großfamilien hat Landeshauptmann Thomas Stelzer kurzerhand die vorzeitige Schließung mehrerer Schulbezirke angeordnet, ohne das Bildungsressort einzubinden – sehr zum Ärger Faßmanns, der diesen dann auch laut im STANDARD und eben in der "ZiB 2" kundgetan hat. Stelzer wiederum wunderte sich daraufhin öffentlich, wie es um die Kommunikation innerhalb der Regierung bestellt sei – habe er sich doch, obwohl unter Zeitdruck, "in engem Kontakt mit dem Bundeskanzler und dem Gesundheitsminister" abgestimmt.

Faßmann jedenfalls bleibt dabei, natürlich immer noch als Appell formuliert: "Im Herbst sollten wir differenzierter vorgehen." Bevor tausende Schülerinnen und Schüler nach Hause geschickt würden, sollten zunächst nur einzelne Klassen, womöglich Schulen ins Distance-Learning wechseln, für ihn eine Art "konzentrische" Vorgangsweise.

Der eigentliche Anlass für Mikl-Leitners Besuch im Bildungsministerium war allerdings ein anderer. Es ging um ein "ganz tolles Paket", wie Faßmann ohne Bescheidenheit erklärte. Dessen Inhalt: Ein über viele Jahre – zu Recht, wie Faßmann jetzt zugibt – geäußerter Wunsch der Pflichtschulen soll endlich Gehör finden. Bis 2022 will der Bund bei der Suche nach administrativem Personal helfen, um Schulleitungen und Lehrkräfte von der Verwaltungsarbeit zu entlasten. Finden will man diese Sekretariatskräfte über das Arbeitsmarktservice, damit sollen langzeitarbeitslose Menschen (derzeit rund 60.000 Personen) oder Wiedereinsteiger ins Erwerbsleben zurückgeholt werden.

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ist "offen für alle".
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35 Millionen Euro

Die ebenfalls anwesende Arbeitsministerin nimmt dafür knapp 35 Millionen Euro aus dem Topf der "Eingliederungshilfe" in die Hand – ein weiteres Drittel soll von Ländern oder Gemeinden, bei denen die insgesamt rund 1.000 neuen Jobs dann angesiedelt sein werden, kommen. So zumindest das Angebot. Eine Option auf Verlängerung ist ebenfalls geplant.

Laut Ressortchefin Christine Aschbacher (ÖVP) sollen damit bereits im kommenden Herbst 500 Vollzeitstellen geschaffen werden, weitere 500 könnten innerhalb der nächsten zwei Jahre folgen. Einstiegsgehalt: 2.000 Euro brutto. Derzeit werde an einem bundeseinheitlichen Jobprofil gearbeitet, das Auswahlverfahren soll bereits im Sommer starten. Dabei werde auf Vorerfahrung oder Qualifikation durch Ausbildung geschaut, aber es soll auch Schulungen geben.

Weil die Salzburger bereits Erfahrung mit administrativer Unterstützung im Pflichtschulbereich haben, kam auch die zuständige Landesrätin Maria Hutter (ÖVP) zu Wort. Für sie handelt es sich bei der Aktion um "ein Angebot, das besonders für Frauen interessant ist". Denn der Wunsch nach einer Arbeitswoche mit weniger als 40 Stunden sei vor allem bei Frauen vorhanden, glaubt die Landesrätin: "Ich kenne ehrlich gesagt keinen Mann, der sich einen Teilzeitjob sucht, damit sich das mit der Kinderbetreuung ausgeht." Lebensrealität sei doch vielmehr, "dass die Frauen auch bei ihren Kindern eine Zeitlang zu Hause sein wollen". Weil das ein wenig konservativ rüberkommen könnte, rückten Faßmann, Aschbacher und Mikl-Leitner ganz progressiv aus, um dieses Bild aus Salzburg wieder gerade zu richten: Selbstverständlich sollten sich Männer wie Frauen gleichermaßen angesprochen fühlen, erklärten sie unisono.

"Offen für alle"

In Niederösterreich sieht man das nämlich ganz pragmatisch: "Ich nehm sie gerne auch männlich", gab Mikl-Leitner die Zielrichtung bei der Suche nach rund 100 arbeitswilligen Menschen in ihrem Bundesland vor. Überhaupt sei sie "offen für alle". (Karin Riss, 3.7.2020)