So könnte eine Corona-Ampel für Österreich ausschauen. Forscher am CHS vollziehen damit Covid-Verläufe visuell nach.

Foto: www.csh.ac.at
  • Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet einen neuen Rekord bei den weltweiten Neuinfektionen, sieht aber kein Anzeichen einer zweiten Welle. Tests mit einem HIV-Mittel stoppt die Organisation – weil wirkungslos.
  • In Österreich wurden am Samstag 115 Neuinfektionen verzeichnet. Aktuell sind 853 Personen aktiv an Covid-19 erkrankt.
  • Gesundheitsminister Rudi Anschober kündigte ein Ampel-System für Österreich an.
  • In einem Pflegeheim im Bezirk Oberwart trat ein Corona-Fall auf
  • Ex-Kommissionschef Jean-Claude Juncker kritisierte an Deutschland "uneuropäisches Verhalten" zu beginn der Coronakrise.
  • Die USA erleben einen neuen Rekord: Mehr als 57.000 Neuansteckungen wurden innerhalb der vergangenen 24 Stunden registriert. In Russland sind bereits mehr als 10.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus gestorben.
  • China will Lebendgeflügel-Verkauf auf Märkten verbieten
  • Kimberly Guilfoyle, die Freundin von Donald Trump Jr., wurde positiv auf Covid-19 getestet
  • Nach der Wiedereröffnung von Pubs warnt die Britische Regierung Barbesucher vor Exzessen

WHO sieht zweiten Corona-Höhepunbkt der ersten Welle

Die Zahl der globalen Neuinfektionen ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf ein Rekordhoch gestiegen. Mit 212.326 liege die Zahl so hoch wie nie zuvor an einem Tag, teilte die Organisation am Samstag mit. Davon entfallen knapp 130.000 auf die WHO-Region "Americas", zu der 35 Staaten in Nord-, Mittel- und Südamerika inklusive den USA (siehe eigenen Abschnitt weiter unten) gehören.

In Europa gab es demnach zuletzt knapp 20.000 neue Fälle. Insgesamt liegt die Zahl der Infizierten nach WHO-Zählung damit weltweit bei rund 10,9 Millionen. Die Zahl der Toten steigt um 5.134 auf 523.011. Auch hier liegt die Region Americas mit rund 259.000 vorn, in Europa gab es knapp 200.000.

Die jüngst wieder steigenden Zahlen an nachgewiesenen Corona-Infektionen in vielen Ländern sind nach Meinung der WHO jedoch kein Anzeichen einer zweiten Welle. Vielmehr handle es sich um einen zweiten Höhepunkt der ersten Welle, sagte der WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan am Freitagabend in einem Briefing bei der Genfer Auslandspresse (ACANU).

"Was wir jetzt in vielen Ländern erleben, ist ein zweiter Höhepunkt der ersten Welle in vielen Ländern, wo das Virus nicht genug unterdrückt worden ist, um eine Übertragung der Krankheit zu verhindern", sagte Ryan. Umso mehr müssten Maßnahmen wie Handhygiene, Abstand halten und Isolation von Infizierten und ihren Kontakten konsequent weiter angewendet werden. "Sonst könnten wir eine Situation bekommen, wo das Infektionsniveau anhaltend höher ist als wir es wirklich wollen."

Das Potenzial einer zweiten Welle sei da, sagte Ryan, etwa im Winter, wenn wieder mehr Menschen eng in Räumen zusammen seien und das Virus sich dadurch leichter von Mensch zu Mensch verbreiten könne als jetzt. Womöglich reagiere das Virus auch auf Temperaturen.

Corona-Patienten werden im Rahmen einer von der WHO koordinierten Studie ab sofort nicht mehr mit dem HIV-Mittel Lopinavir/Ritonavir behandelt. Ausschlaggebend seien keine Sicherheitsbedenken. Vielmehr habe sich gezeigt, dass die Mittel bei den Patienten praktisch keinen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit hatten.

Erneut mehr als 100 Coronavirus-Neuinfektionen in Österreich

Ein Anstieg der Zahlen ist auch in Österreich sichtbar. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus war am Samstag zum wiederholten Mal dreistellig. 115 Fälle kamen im Vergleich zu Freitag hinzu. Damit waren 853 Personen aktiv erkrankt. Die meisten Zuwächse gab es mit 53 in Wien, gefolgt von 35 in Oberösterreich und zehn in der Steiermark, so die Zahlen des Innenministeriums.

In Niederösterreich kamen acht Neuerkrankte hinzu, im Burgenland vier, in Salzburg drei und in Kärnten und Vorarlberg jeweils einer. Keine Neuinfektionen im Vergleich zum Freitag verzeichnete Tirol. 68 Personen befinden sich in Spitalsbehandlung, acht von ihnen liegen auf der Intensivstation.

Positiv getestet wurde auch eine österreichische Urlauberin, die einen Urlaub in Jesolo verbracht hat, berichtete der Hoteliers-Verband Jesolos. Die Frau hatte mit ihrem Mann und ihrem zwölfjährigen Sohn vom 26. bis zum 30. Juni einen fünftägigen Urlaub in Italien verbracht. Über die Herkunft der Urlauberin in Österreich gab es keine Informationen. Noch unklar ist, wo sich die Frau infiziert haben könnte. Nicht ausgeschlossen wird, dass die symptomfreie Österreicherin bereits infiziert war, bevor sie nach Italien gereist ist.

Corona-Ampel für Österreich

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kündigte unterdessen die Einführung einer Corona-Ampel an. "Diese soll der Bevölkerung auf den ersten Blick – ähnlich der Lawinenwarnungen – vermitteln, wie hoch das Corona-Risiko auf Bundesebene und in den einzelnen Bundesländern jeweils aktuell ist."

Eingeführt werden soll die Ampel bis September – speziell als Vorbereitung für die große Herausforderung im Herbst, hieß es in einer Aussendung. "Ein einfaches vierstufiges Schema von Rot über Orange und Gelb bis Grün soll auf wissenschaftlicher Basis und wissenschaftlicher Kriterien automatisiert die aktuelle Corona-Lage sichtbar machen und auch definieren, wann Zusatzmaßnahmen erforderlich sind, und wann Maßnahmen gelockert werden können. Derzeit prüfen Fachexperten verschiedene Umsetzungsvarianten." Zuvor hatte Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) am Dienstag für sein Bundesland ein Ampel-Modell angekündigt.

Fall in Pflegeheim in Oberwart

In einem Pflegeheim im burgenländischen Bezirk Oberwart ist ein Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der Test erfolgte laut Angaben des Koordinationsstabs Coronavirus des Landes vom Samstag im Vorfeld einer Krankenhausuntersuchung. Der Erkrankte, der keine Symptome aufweise, werde derzeit isoliert im Krankenhaus Güssing behandelt.

Am Samstag seinen bereits sämtliche Bewohner und das Personal des Pflegeheimes, in dem alle vorgeschriebenen Schutz- und Hygienemaßnahmen eingehalten worden seien, einer Screening-Testung unterzogen worden. Die Auswertung der Proben habe begonnen, ein umfangreiches Contact Tracing sei eingeleitet worden.

Juncker kritisiert Merkel wegen mangelnder Solidarität

Wegen fehlender Solidarität zu Beginn der Coronakrise hat der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Deutschland scharf kritisiert. Die Entscheidung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), anfänglich kein medizinisches Material in andere Länder zu liefern, sei "zu hundert Prozent uneuropäisch" gewesen, sagte Juncker dem Nachrichtenmagazin "Spiegel".

"Es kam für mich völlig überraschend, dass ausgerechnet Deutschland zu derartigen Reflexen wieder fähig war." Ähnlich kritisch äußerte sich Juncker zu den zeitweiligen Grenzschließungen, unter anderem gegenüber Luxemburg. "Die Leute waren böse und wütend", sagte Juncker, der Luxemburger ist. Die Grenzen seien teilweise von Polizisten mit Maschinenpistolen bewacht worden.

Der ehemalige Kommissionschef begrüßte in der am Samstag erschienenen Ausgabe des "Spiegel", dass Merkel nun gemeinsam mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Debatte um den EU-Wiederaufbaufonds vorangebracht habe. "Ich glaube, Frau Merkel hat gesehen, dass diese zurückhaltende und zögerliche Haltung, die Deutschland während der Euro- und Griechenlandkrise an den Tag legte, für manche Verstimmungen gesorgt hat, die zum Teil immer noch anhalten", sagte Juncker. Angesichts der Coronakrise habe sie gemerkt, dass es der deutschen Öffentlichkeit "leichter zu vermitteln war, dass Europa jetzt etwas unternehmen muss."

Neuer Rekord an täglichen Infektionen in den USA

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Der Besuch des US-Präsidenten am Mount Rushmore wird von der Coronakrise überschattet.
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In den USA hat die Zahl der täglichen Neuansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus einen neuen Höchststand erreicht. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden wurden nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität vom Freitagabend (Ortszeit) 57.683 neue Corona-Infektionen registriert. Damit wurden insgesamt bereit 2,79 Millionen Ansteckungen in den USA nachgewiesen.

Die Zahl der Corona-Toten stieg um 728 auf 129.405 Fälle. Die USA sind das am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land weltweit. Schon in den vorherigen Tagen waren in den Vereinigten Staaten immer neue Höchststände der täglichen Neuinfektionen gemeldet worden. Das Virus breitet sich derzeit insbesondere im Süden und Westen des Landes aus.

Der US-Chefvirologe Anthony Fauci hatte am Dienstag bei einer Anhörung im US-Senat gesagt, die Zahl der täglichen Neuinfektionen im Land könne sogar auf 100.000 ansteigen. Deswegen sei er "sehr besorgt".

In Russland, dem größten Land der Erde, haben sich bisher rund 675.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Jeden Tag kommen landesweit noch immer knapp 7.000 neue Fälle hinzu. Insgesamt sind bereits mehr als 10.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus gestorben.

In Spanien gibt es neuerdings lokale Beschränkungen, wo das sich das Coronavirus erneut ausbreitet. Die Region Katalonien riegelte am Samstag die Gegend um die Stadt Lleida weitgehend ab.

China will Lebendgeflügel-Verkauf auf Märkten verbieten

Als Konsequenz aus der Corona-Pandemie will China den Verkauf von lebendem Geflügel und das Schlachten der Tiere auf Märkten schrittweise verbieten. "China wird den Handel mit und das Schlachten von lebendem Geflügel beschränken", sagte Chen Xu von der Behörde für Marktregulierung am Freitag bei einer Pressekonferenz. Die Regierung werde das Schlachten von Geflügel "an Orten mit gewissen Bedingungen fördern und schrittweise Märkte mit Lebendgeflügel schließen".

Lebendes Geflügel in Käfigen ist auf chinesischen Märkten ein üblicher Anblick. Die Tiere werden in der Regel von den Verkäufern vor Ort oder auch von den Kunden daheim geschlachtet.

Nach einem neuen Corona-Ausbruch Mitte Juni in Peking, der auf den riesigen Xinfadi-Markt zurückgeführt wurde, kontrollieren die chinesischen Behörden derzeit verstärkt die Märkte im Land. Auch als ursprünglicher Ausgangspunkt der Corona-Pandemie wird ein chinesischer Markt vermutet. Auf dem Markt in der Großstadt Wuhan waren ebenfalls lebende Tiere, darunter Wildtiere, verkauft worden.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass das neuartige Coronavirus ursprünglich von Fledermäusen stammt und über eine andere Tierart Ende vergangenen Jahres in China erstmals auf Menschen übersprang. Als Konsequenz wurde in China der Verkauf und der Verzehr von Wildtieren wie etwa Zibetkatzen verboten.

Chen rief die Regionalregierungen am Freitag auf, "die Aufsicht über die Lebensmittelsicherheit" auf den Märkten zu verstärken und "versteckte Sicherheitsrisiken zu untersuchen". Schließlich würden in China mehr als 70 Prozent des Fleisches, Geflügels, der Meeresfrüchte und des Obsts und Gemüses auf solchen Märkten verkauft.

Kimberly Guilfoyle positiv getestet

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Kimberly Guilfoyle (li), Freundin von Donald Trump junior, wurde positiv auf Corona getestet.

Die Freundin des ältesten Sohnes von US-Präsident Donald Trump ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die 51-jährige Kimberly Guilfoyle, die mit Donald Trump Jr. liiert ist, wurde sofort unter Quarantäne gestellt, wie die "New York Times" am Freitag berichtete.

Die ehemalige Journalistin des TV-Senders Fox News war nach South Dakota gereist, um der Rede von Trump zum Unabhängigkeitstag beizuwohnen. Bei einem Routinetest sei die Infektion festgestellt worden.

Einem solchen Test mussten sich alle Menschen unterziehen, von denen erwartet wurde, dass sie sich im engeren Umfeld des Präsidenten aufhalten. Donald Trump Jr. sei negativ getestet worden, habe sich aber auch in Selbstisolation begeben, erklärte der Stabschef des Finanzkomitees von Trumps Wahlkampfteam in der "New York Times". Guilfoyle gehe es gut, sie zeige keine Symptome, hieß es weiter. Guilfoyle ist die dritte dem US-Präsidenten nahe stehende Person, die bisher positiv auf das Virus getestet wurde, wie US-Medien berichteten.

Britische Regierung warnt Barbesucher vor Exzessen

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Seit 7.00 dürfen Briten wieder in Pubs gehen. Auch Restaurants, Hotels, Kinos, Museen und viele andere Einrichtungen haben wieder offen.
Foto: Reuters / Hannah McKay

Unmittelbar vor der Wiedereröffnung der Pubs in England hat die britische Regierung die Kneipengänger vor Exzessen gewarnt. "Man könnte hinter Gittern landen, wenn man das Gesetz bricht", sagte Gesundheitsminister Matt Hancock laut "Daily Mail" (Samstag).

Briten könnten "heute auf jeden Fall" in die Bar gehen, aber sie müssten vernünftig sein. Ab 07:00 Uhr MESZ durfte bereits das erste frischgezapfte Pint seit mehr als drei Monaten bestellt werden.

Gäste im Pub müssen beim Betreten ihre Kontaktdaten hinterlassen. Menschenansammlungen am Tresen sind nicht erlaubt. Die Polizei hat die Zahl ihrer Einsatzkräfte stark erhöht. Premierminister Boris Johnson hatte seine Landsleute am Freitag aufgefordert, sich an die Regeln zu halten, um eine zweite Corona-Welle zu vermeiden. Er betonte, dass "wir noch nicht über den Berg sind" und fügte hinzu: "Lasst es uns nicht vermasseln."

Brexit-Advokat Nigel Farage zelebrierte seinen lange ersehnten Pub-Besuch jedenfalls auf Twitter und handelte sich dabei den Vorwurf ein, er habe gegen die Quarantänepflicht verstoßen.

Neben Pubs dürfen ab Samstag auch Restaurants, Hotels, Kinos, Museen und viele andere Einrichtungen wieder öffnen. Großbritannien ist das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land in Europa. Kritiker halten die umfangreichen Lockerungen der Maßnahmen in England für verfrüht. Jeder Landesteil bestimmt in Großbritannien seine eigenen Maßnahmen. Laut Johns Hopkins Universität sind in Großbritannien knapp 286.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 44.200 Infizierte starben. (Red, APA, Reuters, 4.7.2020)