Rudolf Buchbinder schließlich gut im Finale.

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Beethoven und Buchbinder, das gehört für manche zusammen wie Tafelspitz und Plachutta: eine ideale Verbindung von Gericht und Zubereitung, eine heilige Zweifaltigkeit der Institutionen. Und so wundert es kaum, dass sich der Pianist die Wiener Konzertpodien zurückerobert hat. Nach einem Soloabend im Musikverein spielt Buchbinder gerade mit den Symphonikern im Konzerthaus alle fünf Beethoven-Klavierkonzerte innert drei Tagen, die meisten sogar doppelt. Den Anfang machten am Samstag die Nummern zwei und drei.

Maskierte Töne

Das mozartisch inspirierte B-Dur-Konzert war von einem freundlichen Konversationston geprägt, Buchbinder nivellierte die dynamischen und emotionalen Gegensätze mehr, als dass er sie herausstrich. Großzügiger Pedaleinsatz maskierte manch markantes Themenprofil, Lebensfreude trat gern weichgespült auf den Plan. Im Adagio schätzte es der Routinier, eine Phrase forsch zu beginnen und dann zurückzudimmen. Von kompakter, adretter Vitalität das Rondo. Alles so aufgeräumt und blitzsauber hier.

Und das c-Moll-Konzert? Die Genauigkeit der Gefühlskunde gefiel in der Orchestereinleitung (Buchbinder dirigierte auch), grimmige Attacken folgten im Klavier. Auf Läufe, die polierten Perlenketten glichen, folgten Akzente wie Meißelstöße.

Der einen und anderen überraschenden Wendung im Tonartenparcours (das Thema in D-Dur in der Kopfsatz-Kadenz, die G-Dur-Stelle im Largo) schenkte Buchbinder wenig Aufmerksamkeit. Der Finalsatz war dann wiederum superb. Natürlich Applaus im Wiener Konzerthaus. (Stefan Ender, 6.7.2020)