"Mit Rechten reden - Ein Leitfaden" und "Mit Linken Leben" sind zwei Buchtitel, die in gewisser Weise das politische Spannungsfeld darstellen in welchem wir uns befinden, und das scheinbar den damit verbundenen Diskurs und das Anforderungsprofil in der Politik prägt. Das erste Werk stammt aus dem Klett-Cotta Verlag und das zweite aus dem Verlag Antaios des Verlegers der "Neuen Rechten" Götz Kubitschek. Für den Otto Normalpolitikkonsumenten ist der Kampf der politisch Linken gegen die Rechten von geringem Interesse, da er oder sie mit ganz anderen Problemen des täglichen Alltags konfrontiert ist. Daher ist es trotz der Bedeutung für einzelne Proponenten der beiden Lager in der breiten Masse eine Feinspitzthematik, die eher in Denkwerkstätten der Parteien thematisiert wird. Die Diskussion und die Konfrontation auf der parteipolitischen Metaebene werden jedoch mehr durch die mit den jeweiligen Gesinnungen verbundenen Werthaltungen beeinflusst als man denken würde. Es scheint so als würde es in beiden Gruppen oft rein darum gehen sich für die "gute Seite der Macht" einzusetzen.

Rechts oder links: Die "richtige" Ideologie zählt.
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Anforderungsprofil für politische Ämter

Persönlichkeit, Intelligenz, Fähigkeit oder Qualifikation sind, wie man in der Personalauswahl der Politik wahrnehmen kann, oft zweit- oder sogar drittrangig. Wer die richtige Ideologie - zumindest nach außen hin - vertritt, wird dann in seiner Partei, so wie es die Politpraxis, aufgedeckt durch unzählige Untersuchungsausschüsse, demonstriert, mit Posten oder Funktionen belohnt. Dies gilt leider für parteipolitisch Linke wie Rechte - auch wenn die jeweilige Richtung es anders sieht und die Inkompetenz in der anderen Wertegemeinschaft ortet. Daher ist die Politik(er)verdrossenheit so groß wie noch nie und Bewegungen wie zum Beispiel die Freiheitlichen oder die Sozialdemokraten verlieren zunehmend an Vertrauen und Mobilisierungsstärke. Der neuen Volkspartei ist es bis jetzt gelungen, trotz ähnlichem Postenbesetzungscode, relativ unbeschadet in der Wählergunst davonzukommen. Doch selbst hier fängt die Fassade langsam an zu bröckeln.

Rechte Reflexe und moralische Selbstbefriedigung      

Während, simplifiziert gesprochen, die einen reflexartig die Ausländer und die Migrationsthematik als Ursprung allen Übels identifiziert haben, sehen sich die anderen aufgrund ihrer humanen Grundhaltung als überlegen an und setzen diese selbstwahrgenommene moralische Überlegenheit gleich auf dem Gebiet des konkreten Anforderungsprofils von Jobs und Posten in puncto Fähigkeiten und Eigenschaften um. Die eine Hälfte projiziert oftmals eigene Defizite auf das Fremde während die andere Hälfte in einigen Fällen ihren möglichen moralischen Vorsprung mit Fähigkeiten wie Intelligenz, Qualifikation und Persönlichkeit gleichsetzt. In beiden Ausformungen handelt es sich um einen mentalen Trugschluss, der im ideologischen Irrgarten endet und wie zahlreiche gescheiterte Regierungen belegen am Anspruch der Realität scheitert.

Qualifikation vor ideologischer Hegemonie

Doch wie könnte eine Lösung im Sinne einer besseren Gesellschaft aussehen? Eines steht fest: die selbstreferentielle Auswahl nach Parteibuch und dazu passender Ideologie muss ein Ende haben. Werte und Werthaltungen sind per se nichts Schlechtes, wenn sie aber konkrete Anforderungen überlagern und die Vertreter nicht den Ansprüchen eines Amtes oder einer wirtschaftlichen Funktion gerecht werden, sind die Resultate für die Gesellschaft verheerend. Parteibuchwirtschaft und Postenschacher sind die Folge. Will sich die Politik selbst ehrlich erneuern, dann muss jede Partei vor ihrer eigenen Haustür kehren und nicht auf den politischen Gegner und dessen Defizite zeigen. Jene Bewegungen, die diesen Weg nicht gehen, werden langfristig weiter an Zuspruch von Seiten der Bürger verlieren. (Daniel Witzeling, 7.7.2020)

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