Der polnische Film "365 Days" verherrlicht Gewalt, finden Kritiker und sei dazu ausgesprochen schlecht

Für eine Streamingplattform, die den Erfolg seiner Serien im Aufregungslevel sozialer Medien bemisst, ist "365 Days" (Original: "365 dni") schon jetzt unschlagbar. Und so nimmt es auch nicht wunder, dass Netflix weiterhin den polnischen Skandalfilm "365 Days" im Angebot behält, trotz Forderungen nach dessen Rücknahme.

Zuletzt hatte die britische Sängerin Duffy Netflix öffentlich der Verherrlichung von Vergewaltigung und Sexhandel beschuldigt. Die walisische Sängerin und Liedermacherin schrieb einen offenen Brief an Netflix-Chef Reed Hastings ihre Bedenken.

Frau entführt, sado-masochistische

"365 Days" beruht auf einer polnischen Bestseller-Buchtrilogie. In dem Film wird eine Frau von einem sizilianischen Mafiaboss entführt. Dieser gibt ihr ein Jahr Zeit, sich in ihn zu verlieben. Es folgen sado-masochistische Sexspiele, in einer Qualität, die ein Kritiker von Variety.com als "das schlechteste" beschrieb, das er jemals gesehen hätte.

"Es betrübt mich, dass Netflix eine Plattform für ein solches ,Kino' bietet, das Entführungen erotisiert und sexuelle Gewalt und Menschenhandel als ',sexy' Film verzerrt", schrieb Duffy, die dieses Jahr ihren eigenen Bericht über Gefangennahme und Vergewaltigung veröffentlichte.

Leiden wird "zu erotischem Drama gemacht"

"Tragischerweise sind die Opfer von Menschenhandel und Entführung ungesehen, und doch wird ihr Leiden in 365 Tagen zu einem ,erotischen Drama' gemacht, wie Netflix es beschreibt." Ihr Brief folgte einer Petition auf Change.org, in der gefordert wird, den Film von Netflix zu entfernen, weil er den Sexhandel verherrlicht und sexuelle Aggressionen gegen Frauen erleichtert. Bis Sonntag hatte die Petition mehr als 12.000 Unterschriften.

Ein Sprecher von Netflix äußerte sich inhaltlich nicht zur Kritik, wies aber darauf hin, dass Netflix sei an der Produktion nicht beteiligt gewesen sei. "Wir glauben fest daran, unseren Mitgliedern auf der ganzen Welt mehr Auswahl und Kontrolle über ihre Netflix-Seherfahrung zu geben", sagte der Sprecher. (red, 5.7.2020)