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Beavis (re.) and Butt-Head – die prototypischen Antihelden.

Foto: AP

Ihre Sicht auf die Welt von der Couch aus ist klar definiert: Dinge sind entweder "cool", dann "rulen" sie. Tun sie das nicht, saugen sie: "This sucks!" Beide Urteile werden von einem oft schmerzlich lang dauernden, infantilen Grinsen begleitet.

Von 1993 bis 1997 haben die beiden Cartoon-Charaktere Beavis and Butt-Head auf MTV das Publikum als fernsehende Teenager begeistert. Als prototypische Antihelden passten sie bestens zur damaligen Invasion des Mainstreams vonseiten der Underground-Kultur und der Installation des Losers als neues Idol: Stichwort Nirvana, Stichwort Beck ("I’m a loser, baby, why don’t you kill me").

Erstes Revival

Erdacht von dem heute 57-jährigen Zeichner und Regisseur Michale Judge, wurden die ungewaschenen Couchpotatos in kurzen Hosen ein Hit – 1996 kam sogar ein Film in die Kinos: Beavis and Butt-Head Do America. 2011 gab es ein erstes Revival der beiden Figuren, im Sender Comedy Central findet zurzeit eine zweite Wiederauferstehung statt.

Die grob gezeichneten und mit einem Wortschatz im zweistelligen Bereich ausgestatteten Figuren sitzen obligatorisch vor der Glotze, wenn sie nicht gerade auf der untersten Stufe der sozialen Leiter Zeug in einer Burgerbude frittieren. Ihre Unbedarftheit führt da wie dort zu heiteren Frechheiten ober- und unterhalb der Gürtellinie: "Hähä." Beavis trägt ein Metallica-T-Shirt, Butt-Head eines von AC/DC. Der blonde Beavis hat einen Unter-, der dunkelhaarige Butt-Head einen Überbiss und eine Zahnspange.

Verlegenes Grinsen

Wird ihnen ein Thema zu schwierig, verfallen sie in verlegenes Grinsen, Beavis ereilen gar manische Schübe. Dann verwandelt er sich mit dem T-Shirt überm Kopf in Cornholio. Oft ist es eine Watsche Butt-Heads, die ihn zurück in die Wirklichkeit holt.

Moralapostel und PC-Enten erkannten in den beiden Figuren wieder einmal das Antlitz des Teufels, MTV reagierte pflichtschuldig mit einem Abspann, der die beiden dumm, sexistisch und pädagogisch wertlos nannte – nicht ohne den Zusatz, dass sie trotzdem wahnsinnig witzig seien.

Ihre Kompromisslosigkeit und ihre Kurzlebigkeit verliehen der Serie rasch einen Fixplatz in der explodierenden Popkultur der 1990er. Und das trotz des eher abwechslungsarmen Daseins ihrer Figuren. Im Kinofilm droht Butt-Head in der Wüste zu verdursten.

In der Agonie zieht sein Leben an ihm vorüber wie ein Film und zeigt ihn in verschiedenen Altersstufen – immer vor der Glotze sitzend. "Woah", entfährt es ihm, "my life was, like, cool!" (Karl Fluch, 5.7.2020)