Jüngere Menschen sehen sich wegen der Folgen der Corona-Krise stärker mit Einkommenseinbußen konfrontiert als ältere. Kein Wunder, sind ihre Jobs doch in größerem Ausmaß gefährdet.

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Corona hat aus gesundheitlicher Sicht vor allem älteren Menschen zugesetzt, die ein deutlich höheres Sterberisiko aufweisen als jüngere. Wirtschaftlich betrachtet sind es aber die Jungen, die unter Jobverlust und Einkommensverlusten am stärksten leiden. Das hat sich schon anhand der Arbeitsmarktdaten der letzten Monate gezeigt und wird nun von einer Untersuchung der Universität Wien bestätigt. In Branchen wie Gastronomie, Handel und Kultur, die besonders stark von Restriktionen betroffen waren oder immer noch sind, arbeiten besonders viele Millennials.

Brigitte Schels, Professorin für Sozialstrukturforschung, hat mittels Befragungen die Auswirkungen von Corona erhoben und dabei die Gruppe der 25- bis 29-Jährigen mit jener der 30- bis 34-Jährigen und den Personen im Alter von 35 bis 50 Jahren verglichen. Bei Letzteren verzeichneten von Februar bis Juni 20 Prozent eine Einkommensverschlechterung. 39 Prozent gaben eine in etwa ähnliche Situation wie vor dem Covid-19-Ausbruch an.

Wenig Stabilität

Bei den 30- bis 34-Jährigen sprachen 16 Prozent von finanziellen Einbußen, 35 Prozent von stabilem Einkommen. In der Gruppe der Jüngsten sind laut Umfrage 28 Prozent mit Rückgängen beim Verdienst konfrontiert, nur 27 Prozent sehen eine stabile Entwicklung zwischen Februar und Mitte Juni. Diese Aussagen decken sich mit Angaben der verschiedenen Altersgruppen zum Anstieg der Arbeitslosigkeit und zur Kurzarbeit. Der Anteil der Befragten, die mehr Geld auf dem Konto haben, liegt über alle Altersgruppen eng beieinander bei rund 15 Prozent.

Schels folgert in ihrer Untersuchung, dass die Lage der Jüngeren am Arbeitsmarkt und beim Einkommen seit Beginn der Pandemie viel stärker schwankt als bei den beiden Vergleichsgruppen.

Prekäre Jobs

Die Ergebnisse sind nicht ganz überraschend, gibt es doch mehrere Untersuchungen mit vergleichbaren Ergebnissen. Der Forscher Bernhard Binder-Hammer von der Akademie der Wissenschaften erklärte den Zusammenhang kürzlich so: "Jüngere arbeiten öfter in prekären Arbeitsverhältnissen, die leicht gekündigt werden können oder einfach nicht verlängert werden. Aber selbst bei Fixanstellung müssen jüngere Mitarbeiter meistens zuerst gehen."

Beim AMS sind besonders viele junge Arbeitslose gemeldet.
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Er verweist zudem darauf, dass Unternehmen nach Krisen weniger Leute einstellen oder diese schlechter bezahlen, während bei bestehendem Personal weniger Abstriche gemacht würden. Auch das trifft die Jüngeren, die unter diesen Einbußen oft sehr lange leiden.

Schon bisher Verluste

Corona platzt zudem in eine Phase, in der die Jüngeren ohnehin schon mit Einkommensbenachteiligung konfrontiert sind. Das Wirtschaftsforschungsinstitut beispielsweise hat erhoben, dass Haushalte mit Hauptverdienern bis 45 Jahren mit Kindern von 2010 bis 2015 herbe reale Einkommensverluste erlitten haben. Das Auskommen der Über-65-Jährigen stieg im gleichen Zeitraum um zehn Prozent.

Jetzt dürfte sich diese Entwicklung verschärfen. Während die Pensionen krisensicher sein dürften, sind die Jobs der Jungen besonders gefährdet.

Optimismus bleibt

Dennoch scheinen sich die Jüngeren nicht so leicht entmutigen zu lassen, wie aus der Untersuchung von Soziologin Schels hervorgeht. 48 Prozent der 25- bis 29-Jährigen erwarten demnach mittelfristig eine Einkommensverbesserung, nur 15 Prozent eine Verschlechterung.

Hingegen sind die 30- bis 35-Jährigen stärker verunsichert, was auch darauf zurückzuführen ist, dass die finanzielle Sicherheit in dieser Gruppe einen hohen Stellenwert einnimmt. Noch recht frische Erfolge am Arbeitsmarkt und die weiteren Karriereaussichten würden in diesem Alter "in besonderem Maße als durch die Krise bedroht wahrgenommen", hält die Forscherin fest. (Andreas Schnauder, 6.7.2020)