Frauen übernehmen meist immer noch das Gros der unbezahlten Familienarbeit und bleiben zu Hause, wenn Kindergarten oder Schule nicht offen haben – am Ende mit einer Pension, die um 42 Prozent geringer ist als jene von Männern.

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Jedes Jahr stellt sich mit Ferienbeginn bei vielen Eltern alles andere als ein Gefühl der Unbeschwertheit ein. Im Osten Österreichs ist jetzt die schrecklich schöne Zeit da, die heuer auf Wochen des kinderbetreuungstechnischen Extremzustands folgt. Und jetzt: neun Wochen Ferien, die oft einem Urlaubsanspruch von fünf Wochen für Eltern gegenüberstehen. Wir brauchen weder Rechnen noch Corona, um das Offensichtliche zu sehen. Das geht sich nicht aus. Wir hängen mit diesen Ferienzeiten einem alten Idealbild von Familie nach, das uns immer noch fest im Griff hat: Einer verdient, und eine kümmert sich. Frauen leisten noch immer das Gros der unbezahlten Familienarbeit, und jede Unterbrechung des Normalbetriebs in Kindergärten und Schulen kompensieren meist sie.

Mitten in den großen Ferien, Ende Juli, erinnert der Equal Pension Day an die Konsequenzen. Frauen erhalten 42 Prozent weniger Pension als Männer, die Gründe dafür liegen meist in betreuungsbedingten Erwerbsunterbrechungen und Teilzeit. Politische Maßnahme dagegen sind nicht in Sicht, auch keine Debatte. Dabei müssen wir dringend über eine Reduktion der Lohnarbeitszeit für alle reden, über eine Neuorganisation der Ferien und über einen deutlichen Ausbau der Öffnungszeiten von Kindergärten. Stattdessen beharrt man auf uralten Strukturen und zurrt damit die traditionelle Arbeitsteilung in den Familien so fest, dass sie kaum Luft lässt – auch, oder schon gar nicht, in den Ferien. (Beate Hausbichler, 6.7.2020)