Zehn Covid-19-Infektionen in Oberösterreich sind bei fleischverarbeitenden Betrieben aufgetreten.

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Wien – Die Zahl der von Covid-19-Infektionen betroffenen fleischverarbeitenden Betriebe in Oberösterreich ist am Montag weiter angestiegen: Mittlerweile sind vier Unternehmen betroffen, insgesamt 13 Mitarbeiter wurden laut Krisenstab im Rahmen von Screenings positiv getestet. Weitere Tests sollen rasch folgen.

Bereits am Wochenende waren insgesamt zehn Fälle in drei Betrieben in den Bezirken Wels-Land, Ried und Braunau bekannt geworden. Alle drei Unternehmen zeigten sich gegenüber der APA optimistisch, dass die Infektionsketten ausgeforscht seien und es zu keinen weiteren daraus resultierenden Fällen mehr kommen werde.

Die oberösterreichische Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander bestätigte im Ö1-"Morgenjournal", dass sich die Infektionsketten gut nachvollziehen ließen. Die Betriebe sollen nach den bereits geschehenen Stichproben zur Gänze durchgetestet werden. Damit erklärte sie auch, warum es nicht nötig sei, die Betriebe derzeit zu schließen.

Zuversicht bei Unternehmen

Beim zum Handelskonzern Spar gehörenden Fleischverarbeiter Tann in Marchtrenk (Bezirk Wels-Land) gibt es laut Behörden fünf, laut Unternehmen vier Fälle. Mittlerweile seien so gut wie alle der rund 190 Mitarbeiter am Standort getestet worden – alle mit Ausnahme der bekannten Fälle negativ. Bei Hubers Landhendl in Pfaffstätt sind zwei Mitarbeiter betroffen, die laut Unternehmen allerdings im Büro tätig seien und nicht in der Produktion.

Beim Fleischverarbeiter Großfurtner, wo drei Mitarbeiter infiziert sind, geht man wie in den anderen Unternehmen davon aus, dass die Infektionskette bereits geschlossen ist. Im betroffenen Werk in Martin im Innkreis wurden bereits 180 der insgesamt rund 400 Mitarbeiter getestet, der Rest soll noch am Montag erfolgen, hat der Krisenstab des Landes entschieden. Bei Landhof in Linz sind, wie am Montag bekannt wurde, drei Mitarbeiter – zwei aus der Verwaltung und eine Person aus dem Verpackungsbereich – bei einem Screening aller anwesenden Beschäftigten positiv getestet worden. Die restlichen 206 waren negativ.

Keine Überraschung

Während der Fleischer-Innungsmeister Willibald Mandl im Gespräch mit dem ORF-Radio Oberösterreich die Ursache der Fälle in fleischverarbeitenden Betrieben darin sah, dass sich ausländische Leiharbeiter beim Pendeln von ihren Heimatländern nach Oberösterreich und zurück angesteckt haben könnten und "in den Unterkünften sehr eng beisammen" seien, wies man das etwa bei Großfurtner scharf zurück: Die Mitarbeiter würden alle in Privatwohnungen leben. Auch bei Landhof wehrt man sich gegen einen Vergleich mit Verhältnissen wie in Deutschland.

Für Anka Lorencz, Geschäftsführerin des Lebensmittelgewerbes in der Wirtschaftskammer Österreich, ist es aufgrund des regionalen Corona-Clusters in Oberösterreich nicht überraschend, dass sich auch Mitarbeiter der Branche darunter befinden würden. Sie wies – ähnlich wie auch der oberösterreichische Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (ÖVP) – angesichts des massiven Corona-Ausbruchs beim deutschen Fleischverarbeiter Tönnies darauf hin, dass die rechtliche und soziale Situation in Österreich und Deutschland "keinesfalls vergleichbar" seien, weil die österreichischen Fleischverarbeiter deutlich kleiner und regionaler seien und zudem ein kollektivvertraglicher Mindestlohn gelte. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) forderte indes eine "rasche und umfassende" Reaktion. Ein Weiterarbeiten in Betrieben mit bestätigten Infektionen könne nicht gut gehen.

Andere Bundesländer testen auch

In Salzburg sollen noch diese Woche die rund 330 Mitarbeiter des Schlachthofs in Bergheim (Flachgau) präventiv auf das Coronavirus getestet werden. In Klagenfurt sollen die Mitarbeiter der Dienststelle Veterinärwesen, die sich am Schlachthofgelände befindet, getestet werden. (APA, red, 6.7.2020)