Im ersten Zoe ist einem nach 100 Kilometern der kalte Schweiß auf der Stirn gestanden. Jede Fahrt war ein größerer Nervenkitzel als ein Schwangerschaftstest. Mit rund 120 bis 150 Kilometer realistischer Praxisreichweite konnte manch gelernter Dieselfahrer schlecht umgehen. Eh klar, der Selbstzünder hätte schon vorsichtig an die nächste Tankfüllung erinnert, wenn nur mehr Sprit für eine solche Distanz vorhanden ist.

Der Renault Zoe ist ein mehr als alltagstaugliches Auto zu einem guten Preis geworden. Mit 350 Kilometer Reichweite ist die Angst, nicht anzukommen, endgültig gebannt.
Foto: Guido Gluschitsch

Jetzt ist der Zoe auch keine Ausgeburt an Schönheit gewesen, sportlich war er nicht, dafür aber teuer. Das war 2013. Sieben Jahre später schaut der Zoe immer noch wie ein Zoe aus – und trotzdem viel besser. Kleine Designnachbesserungen und die LED-Scheinwerfer haben einiges bewirkt.

Das Cockpit ist funktional und keine Ausgeburt an Charme, dafür ist der Zoe vergleichsweise günstig.
Foto: Guido Gluschitsch

An die hohen Preise von E-Autos haben wir uns zumindest so weit gewöhnt, dass wir sie nicht mehr mit den konventionell angetriebenen Konkurrenten vergleichen – gut so. Wir lassen ja im gleichen Atemzug auch nicht Sprit- und Strompreis konkurrieren.

Das Kofferraumvolumen ist für die Alltagstransporte groß genug. Das Ladekabel verstaut man in der Praxis eher selten, wie das Foto zeigt.
Foto: Guido Gluschitsch

Unter dem Gesichtspunkt ist der Zoe sogar – ein bisserl sperrt es sich halt immer noch, einen Kompaktwagen um mehr als 35.000 Euro so zu nennen – günstig. Den Zoe Complete R135 Intens gibt es ab 36.790 Euro, unser Testwagen kommt auf 40.090 Euro.

Mit dem Facelift ist auch das Design am Heck ein wenig edler geworden, ohne dass große Überarbeitungen stattfanden.
Foto: Guido Gluschitsch

Obwohl, Renault ist da ja geschickt und bietet die Akkus auch zum Mieten an. Das hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen wird der Wagen deutlich günstiger, wenn man die Batterien nicht mitkauft – da sind wir beim gleichen Auto auf einmal bei einem Ab-Preis von 28.590 Euro –, zudem braucht man sich keine Sorgen um die Lebensdauer der Akkus machen, denn die macht sich dann Renault. Die Mietpreise beginnen bei 74 Euro im Monat für eine Jahreslaufleistung von bis zu 7500 Kilometern und gehen rauf bis zu 124 Euro ohne Kilometerlimit.

Für mehr als 300 Kilometer Reichweite muss man keine großen Kunststücke am Gaspedal vollbringen. Für 400 Kilometer muss man schon sehr gelassen fahren.
Foto: Guido Gluschitsch

Der Preis ist heiß

Anfang der Woche hat die Umweltministerin die neue Förderung für E-Autos in der Höhe von 5000 Euro bekanntgegeben, Renault hat sie auf insgesamt 8000 Euro erhöht. Damit kommt der Zoe dann gar nur mehr auf 20.590 Euro. Und da reden wir immer noch vom R135. Das Einstiegsmodell gibt es dann ab 15.390 Euro – und der kommt auch rund 300 Kilometer weit.

Der Türgriff der hinteren Tür ist windschnittig untergebracht.
Foto: Guido Gluschitsch

Der Test-Zoe R135 schafft fast 400 Kilometer – laut WLTP-Zyklus, um genau zu sein, sind das mit den 16-Zoll-Felgen 385 Kilometer. Da geht aber noch mehr, den anders als beim alten Zyklus NEFZ, bei dem man die Normreichweite so gut wie nie erreichen konnte, schafft man mit etwas Geduld und Weitblick heute sogar mehr Strecke, als der Zyklus angibt.

In der zweiten Reihe lässt es sich gut sitzen – so der Beifahrer nicht auf seine volle Beinfreiheit beharrt. Hinter dem Volant sitzt es sich dafür nicht unbedingt gut, wenn man mit der Sitzhöhe nicht zufrieden ist – die lässt sich nämlich nicht verstellen.
Foto: Guido Gluschitsch

Und da sind wir bei einem Punkt, der sich auch verändert hat. Bei mir. Ich fahre eher 95 bis 100 km/h auf der Autobahn statt wie früher noch, ähem, sagen wir 140. Die Eco-Taste hätte ich früher unter Gewaltandrohung nicht gedrückt, und statt ausrollen und ein bisserl rekuperieren war Bremsen am letzten Punkt angesagt. Es ist also nicht nur der Zoe gereift. Wir nähern uns gegenseitig an, könnte man sagen, mehr noch, langsam wochs’ ma z’amm.

Das neue Design tut dem Zoe ganz gut. Die Ladebuchse befindet sich hinter dem Logo.
Foto: Guido Gluschitsch

Denn inzwischen ist der Zoe zu einem durchaus interessanten Auto aufgestiegen. Er macht das, was man von ihm erwartet, ohne jedes Brimborium. Er ist einfach nur ein ziemlich gutes Auto. Wäre da nicht die Unmöglichkeit, auch nur eine halbwegs gute Sitzposition zu finden. (Guido Gluschitsch, 20.07.2020)

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