Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter der Ars Electronica, bei der Präsentation des Programms.

Foto: Ars Electronica/Robert Bauernhansl

Linz – Das Ars Electronica Festival findet nicht "trotz, sondern wegen Corona statt", verkündete AEC-Leiter Gerfried Stocker am Montag: Und zwar vom 9. bis 13. September "In Kepler's Gardens" auf dem Campus der Johannes Kepler Uni in Linz und an 120 anderen Orten auf allen Kontinenten. Stocker versteht es als "Re-Start", das sich aus der Angstphase nach dem Lockdown herausbegebe.

"Es ist klar, die Pandemie hat unsere Welt verschoben", meinte Kulturstadträtin Doris Lang-Mayrhofer (ÖVP) in einer Pressekonferenz am Montag. Daher wird in Keplers Gärten die Welt neu vermessen, wie Festivalleiter Martin Honzik ergänzte. Dazu kommen aber nicht wie all die Jahre zuvor bis zu 100.000 internationale Gäste nach Linz, sondern bei der Ars 2020 vernetzen sich digital Künstler, Wissenschafter und Institutionen. Es soll eine Weltreise der Ideen werden, bei der die Ars als Reisebegleiter fungiere, sagte Veronika Liebl, Leiterin der EU-Projekte der Ars. Dabei stehen zwei Spannungsfelder, die sich in der Corona-Krise herauskristallisiert haben, im Vordergrund: Autonomie und Demokratie sowie Technologie und Ökologie.

Für Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) habe die Krise vor allem eines zutage gebracht: "Die Schwächen unserer Gesellschaft mit der Digitalisierung". Die Ars Electronica könne hier als Prototyp für "eine Next-Level-Vernetztheit" von realer und digitaler Welt gesehen werden, antwortete Stocker dem Bürgermeister, um Defizite zu beheben und damit die Ausgrenzung von Teilen der Gesellschaft zu vermeiden.

Zu zehnt durch Ausstellungen

Der neue Hausherr Unirektor Meinhard Lukas sprach von einer "immensen Herausforderung". Nachdem vergangenes Jahr das Festival zum letzten Mal in der PostCity beim Linzer Hauptbahnhof stattfand, wurde mit dem Uni-Campus nicht nur eine neue Location gefunden. Mit dem Ortswechsel von einem stillgelegten Postverteilzentrum in eine belebte Hochschule war für ihn klar, dass "alles anders wird".

Durch Corona gilt dies zur Premiere erst recht. Denn das Festival verlagert sich nicht komplett ins Netz, in Linz selber sind sehr wohl auch eine Reihe von Veranstaltungen geplant. Daher wurde ein Sicherheitssystem für die Besucher entwickelt. So wird es drei Eingänge geben, an denen die Besucher zu fixen, sogenannten Picknick-Plätzen geführt werden. Von dort werden sie dann abgeholt und in Zehner-Gruppen durch Ausstellungen geführt. Zudem soll ein Contact-Tracing für die maximale Aufenthaltsdauer von drei Stunden auf dem Unigelände eingeführt werden. Es werde "soziale verträglich" sein, noch werde daran laut Stocker gearbeitet.

Die Kunst-Uni wiederum schafft mit "'Wilde-State', Räume, die unreglementiert sind", wie Rektorin Brigitte Hütterer erklärte. Sie seien der wilde Garten von "Kepler's Gardens". Im OK gibt es wie jedes Jahr die Cyber-Arts-Ausstellung und das Bruckner-Orchester Linz (BOL) spielt zur "Große Konzertnacht" auf. Die Aufführung werde laut BOL-Direktor Norbert Trawöger angelehnt an Ludwig van Beethovens "Fidelio-Material", wo der Gefangenen-Chor singt: "Oh welche Lust, in freier Luft, den Atem leicht zu heben". (APA, 6.7.2020)