Elisabeth Orth ist Teil des All-Star-Ensembles am Semmering.

Foto: Christopher Klettermayer

Sommertheater erfüllen nicht nur kulturelle Zwecke, sondern bringen auch Publikum in ländliche Regionen und sind damit ein Wirtschaftsfaktor. Hotelier Heinz Hübner aus Payerbach an der Rax hat daher Ende April begonnen, zusammen mit dem Musikschuldirektor Werner Groß und Eva Salmutter von den Payerbacher Meisterkursen ein Ersatzprogramm für die wegen Corona abgesagten Festspiele im Nachbarort Reichenau zu erstellen: Wiedererwachen lautet der Titel der 40 Veranstaltungen programmatisch.

Kommendes Wochenende liest Tobias Reinthaller in Hübners Garten im Payerbacher Hof, Ende nächster Woche steht Doina Weber mit Das täglich Leben nach Marie von Ebner-Eschenbach auf der provisorischen Bühne im Pavillon. Mehrfach lesen Stephanie Waechter und Norbert Mang bis September aus Büchners Leonce und Lena. Größter Brocken: Im August spielen 16 Streicher Beethoven und Schönberg, der die Verklärte Nacht 1899 hier geschrieben hat.

Prominente Namen

Nicht nur das beweist die Tradition dieser Kulturregion. Weitere Festspiele im Semmering-Gebiet trotzen dem Virus. Am Freitag startet nämlich der Kultursommer Semmering im morbid-prächtigen Südbahnhotel. 65 Vorstellungen sind geplant, und fast alles kann so realisiert werden, wie vor Corona anvisiert. Nach dem kommenden Eröffnungswochenende mit Erwin Steinhauer, Joseph Lorenz, Erika Pluhar, Adi Hirschal, Maria Köstlinger und Jürgen Maurer folgt bis Anfang September immer Donnerstag bis Sonntag Programm mit Lesungen von Birgit Minichmayr, Erni Mangold (liest Elfriede Gerstl) oder Friedrich von Thun. Gerti Drassl, Elisabeth Orth und Fritz Karl haben Stefan Zweig dabei. Für musikalische Vielfalt sorgen Timna Brauer, die Bläser Federspiel und Willi Resetarits.

Ist Wien um 1900 verquickt mit ausgewählt prominenten Namen hier das Rezept, geht es die Kultur Sommerfrische Puchberg am Schneeberg ungestümer an. 2016 haben die Schauspieler Lukas Johne und Alexander Absenger ihren Verein Piercèd Heart für zeitgenössisches Theater an außergewöhnlichen Orten gegründet. Heuer zeigen sie bis Ende Juli zwei Produktionen: Freitags widmet sich Sappho der antiken Dichterin und kombiniert Texte von ihr sowie Johanna von Orleans, Hildegard von Bingen oder Aphra Behn für drei Schauspielerinnen auf dem Kirchenplatz. Für (M)Anonym – Es bleibt unter uns im Santolhaus haben sechs Autoren (Irmi Fuchs, Robert Prosser) Texte über Abhängigkeiten geschrieben. Zu der multimedialen Installation soll man samstags sein Smartphone plus Kopfhörer ausdrücklich mitnehmen. (wurm, 6.7.2020)