Mehr als 50 aus dem Mittelmeer gerettete Migranten harren Berichten zufolge seit dem Wochenende unter schlimmen Bedingungen auf einem Frachtschiff vor Malta aus.

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Valletta – Mehr als 50 aus dem Mittelmeer gerettete Migranten harren Berichten zufolge seit dem Wochenende unter schlimmen Bedingungen auf einem Frachtschiff vor Malta aus. Sie hätten in Tierställen an Bord der MV Talia schlafen müssen, hieß es in lokalen Medien. Die 53 Menschen seien am Samstag von dem Transportschiff, das Vieh nach Libyen gebracht habe, aus dem Meer gerettet worden.

Anlege-Ansuchen abgelehnt

Wegen der rauen See hätten sie in dreckigen Ställen schlafen müssen, sagte der Kapitän der Zeitung "Times of Malta". Malta habe ein medizinisches Team entsandt, sagte er. Zwei Menschen seien aus gesundheitlichen Gründen weggebracht worden. Ihm sei aber die Erlaubnis verweigert worden, alle Menschen an Land zu bringen. Italien habe ein Ausschiffen ebenfalls abgelehnt. Unterdessen ist das private Rettungsschiff Ocean Viking mit 180 Asylsuchenden an Bord am Montag vor einem Hafen auf Sizilien eingetroffen.

Von den Behörden in Valletta gab es keinen Kommentar zur Lage auf der MV Talia. Aber die Regierung teilte mit, man habe eine Vereinbarung mit anderen EU-Ländern zur Übernahme von mehr als 200 anderen Migranten erzielt.

EU-Treffen am Dienstag

Von Dienstag bis Mittwoch reist der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell zur Gesprächen mit Spitzenpolitikern nach Malta. Dabei dürfte es auch um die Seenotrettung gehen. Am Mittwoch will der Spanier das maltesische Koordinierungscenter für die Seenotrettung besuchen. Zudem beraten die EU-Innenminister unter Vorsitz Deutschlands am Dienstag über das Thema. Österreich wird dabei von Ressortchef Karl Nehammer (ÖVP) vertreten.

Der Ratsvorsitz beschreibt die Situation im Mittelmeer als "weiterhin besorgniserregend" und erwartet verstärktes Migrationsgeschehen. Laut den offiziellen Informationen soll es bei dem ersten informellen Innenrat unter deutschem Vorsitz auch darum gehen, wie Fortschritte in den Bereichen Schleuserbekämpfung, Außengrenzschutz und Rückkehr erzielt werden können.

Italien und Malta hatten sich in der Corona-Pandemie zu nicht sicheren Häfen erklärt. Rom und Valletta nahmen zuletzt zwar wieder Menschen von Schiffen auf. Sie fordern von anderen EU-Staaten aber regelmäßig Zusagen für die Weiterverteilung der Menschen. (APA, dpa, 6.7.2020)