Kanye West möchte 2020 US-Präsident werden. Oder 2024. Was weiß er?

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Selbst Fans, die ihn ernst nehmen, wissen nicht, ob sie das ernst nehmen sollen. Nachdem der Rapper Kanye West auf Twitter angekündigt hat, als US-Präsident kandidieren zu wollen, ist es gleich wieder still um ihn geworden. Schon 2015 hat der 43-Jährige derlei Ambitionen verkündet, sich aber nicht festgelegt, wann er als Führer der freien Welt zur Verfügung stünde. Einmal hieß es 2020, dann 2024. Jetzt wieder 2020. Angeblich. Blöd nur, dass in sechs US-Bundesstaaten die Frist für die Eintragung als unabhängiger Kandidat schon verstrichen ist.

West ist ein umstrittener Popstar. Geboren wurde er 1977 in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia in eine Mittelstandsfamilie, die bald nach Chicago zog. In den Nullerjahren war er erst Produzent, dann wurde er selbst Hip-Hop-Star. Unter anderem mit dem Kunstgriff, Gospel ins Fach zu überführen, obwohl er da nicht der Erste war.

Als "Donye" verarscht

Doch bald stellte sich heraus, dass West ein Problem hat: Kanye West. Seine ohnehin nicht mit Bescheidenheit ausgestattete Persönlichkeit wird von einer bipolaren Störung verkompliziert, er selbst brachte das mit dem Albumtitel I hate being bi-polar, it’s awesome auf den Punkt: "Ich hasse es, bipolar zu sein, es ist großartig."

Der Gatte der erfolgreichen Selbstdarstellerin Kim Kardashian fiel schon öfter politisch auf: So war er eine der wenigen Showbiz-Größen, die Donald Trump unterstützt haben – wiewohl er ihn nicht gewählt hat. Er trug "Make America Great Again"-Kappen und wurde deshalb als "Donye" verarscht. Auch seine Frau hat einen guten Draht zu Trump. Wenn sie nicht mit Schönsein ausgelastet ist, lobbyiert sie beim Potus gegen juristische Ungerechtigkeiten.

Alles nur Marketing?

Ob eine Kandidatur Wests schlechter für Trump oder Joe Biden wäre, vermag noch niemand zu sagen. Solange seinen Worten keine Taten folgen, scheint ihm niemand recht zu glauben. Denn zufällig hat der Jesus-gläubige West mit der Modekette Gap eben erst eine gemeinsame Modelinie namens "Yeezy Gap" für 2021 bekanntgegeben. Und zufällig soll demnächst ein neues Album kommen, wobei West auch in diesem Bereich durch erratische Ankündigungen aufgefallen ist und kaum ein angekündigter Termin gehalten hat. Andererseits – veröffentlicht wurden sie letztendlich.

Doch ist die Freischaltung von ein paar Megabyte Musik mit einer ernsthaften Kandidatur zu vergleichen? Ist alles nur Marketing? Man wird’s sehen. Oder nicht. (Karl Fluch, 6.7.2020)