Georg-Büchner-Preisträgerin Erb bei der Verleihung des deutschen Verdienstordens im Oktober 2019.

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Darmstadt – Die Schriftstellerin Elke Erb erhält den diesjährigen Georg-Büchner-Preis. Mit der Auszeichnung an die 82-Jährige werde ein "unverwechselbares und eigenständiges schriftstellerisches Lebenswerk" geehrt, teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Dienstag in Darmstadt mit.

Erbs "poetischer Sachverstand" zeige sich in ihrer übersetzerischen Arbeit und habe mehrere Generationen von Dichterinnen und Dichter in Ost und West beeinflusst, hieß es zur Begründung. Die Jury würdigte die "prozessuale und erforschende Schreibweise" ihrer Gedichte, in denen Sprache zugleich Gegenstand und Mittel der Untersuchung sei. Erb gelinge es wie keiner anderen, die "Freiheit und Wendigkeit der Gedanken in der Sprache zu verwirklichen, indem sie sie herausfordert, auslockert".

Vielfach geehrt

Elke Erb wurde am 18. Februar 1938 in der Eifel geboren und zog 1949 mit der Familie nach Halle in die DDR. Nach einem Studium der Germanistik, Slawistik und Pädagogik arbeitete sie zunächst als Lektorin, bevor sie ab 1966 als freiberufliche Schriftstellerin und Übersetzerin arbeitete. Sie übersetzte hauptsächlich Werke aus dem Russischen. Ihr eigenes Werk umfasst Lyrik, Kurzprosa, prozessuale Texte, Übersetzungen, Nachdichtungen und Herausgaben.

Erbs Debüt "Gutachten, Poesie und Prosa" (1975) folgte "Der Faden der Geduld" (1978). Ihre Arbeit an einer Anthologie "inoffizieller Literatur" und ihr Protest gegen die Ausbürgerung des Bürgerrechtlers Roland Jahn führten zur Überwachung durch den Staatssicherheitsdienst. 1987 veröffentlichte sie den von der Kritik als epochal bezeichneten Band "Kastanienallee. Texte und Kommentare". Erb wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter mit dem Ernst-Jandl-Preis (2013), dem Georg-Trakl-Preis für Lyrik (2012), dem Erich-Fried-Preis (1995) und dem deutschen Bundesverdienstkreuz 2019.

Preisträger müssen "in besonderem Maße hervortreten"

Der Büchner-Preis zählt zu den wichtigsten deutschen Literaturauszeichnungen und ist mit 50.000 Euro dotiert. Er wird am 31. Oktober Darmstadt verliehen. Die Akademie vergibt den Preis seit 1951 an Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in deutscher Sprache schreiben. Die Preisträger müssen "durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten" und "an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben". Zu den Preisträgern gehören Max Frisch (1958), Günter Grass (1965) und Heinrich Böll (1967) sowie zuletzt seit 2015 Rainald Goetz, Marcel Beyer, Jan Wagner, Terézia Mora und Lukas Bärfuss. 2009 wurde der Österreicher Walter Kappacher mit dem Preis ausgezeichnet, im Jahr davor ging er an Josef Winkler und 2001 an Friederike Mayröcker. (APA, red, 7.7.2020)