Die Corona-Pandemie hat bereits im ersten Quartal zu einem BIP-Rückgang um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal geführt.

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Die EU-Kommission hat in ihrer am Dienstag veröffentlichten Sommerprognose die Erwartung für Österreich wegen der Folgen des Corona-Lockdowns weiter nach unten revidiert. Für 2020 rechnet die Kommission nun mit einem Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 7,1 Prozent, im Frühjahr war noch ein Einbruch von 5,5 Prozent erwartet worden.

Der Corona-Lockdown hat in Österreich im ersten Quartal 2020 zum Einbruch des Privatkonsums geführt. Der Konsumrückgang sei zu etwa zwei Dritteln für den BIP-Rückgang verantwortlich. Seit der schrittweisen Rücknahme der Einschränkungen im April und der Lockerung der Reisebedingungen hätten sich die Konjunkturindikatoren etwas gebessert.

Stärkeres Wachstum in 2021 erwartet

Der Dienstleistungssektor sowie der Konsum von langlebigen Gebrauchsgütern hätten ebenfalls massiv unter den Corona-Maßnahmen gelitten. Die Bereiche dürften sich auch im zweiten Quartal 2020 gedämpft entwickelt haben. Die Investitionen dürften weiter zurückgehen, speziell die Ausrüstungsinvestitionen.

Im zweiten Quartal 2020 habe Österreichs Wirtschaft außerdem die Unterbrechung von Lieferketten, der Rückgang der Inlandsnachfrage in den wichtigsten Handelspartnerländern und der sich nur langsam erholende Tourismus zu schaffen gemacht. Die Exporte dürften stärker fallen als die Importe.

Lockdown ließ Arbeitslosenrate wachsen

Im zweiten Halbjahr dürfte sich die heimische Wirtschaft erholen – unter der Annahme, dass sich die wirtschaftliche Aktivität schrittweise normalisiert. Für 2021 geht die EU von einem etwas stärkeren Wachstum von 5,6 Prozent aus. Im Frühjahr war für kommendes Jahr mit einem Plus von fünf Prozent gerechnet worden.

Die Corona-Pandemie habe Österreichs Wirtschaft stark getroffen, was bereits im ersten Quartal zu einem BIP-Rückgang um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal geführt habe, so die EU-Kommission in ihrem Prognosebericht. Als Folge des Lockdowns sei die Arbeitslosenrate im März und April in die Höhe geschnellt. Obwohl sie seither sinke, sei die Arbeitslosenrate noch immer auf hohem Niveau. Auch die hohe Kurzarbeitsrate zeige, wie sehr der heimische Arbeitsmarkt unter der Krise leide.

Prognose für Eurozone ebenfalls schlechter

Für die Eurozone rechnet die Kommission nunmehr für 2020 mit einem Einsturz der Wirtschaftsleitung um 8,7 Prozent und für 2021 mit einem Wachstum um 6,1 Prozent. In der gesamten EU dürfte das BIP dieses Jahr um 8,3 Prozent schrumpfen, kommendes Jahr dann um 5,8 Prozent wachsen. Frankreich, Spanien und Italien kämpfen laut der EU-Kommission am stärksten mit den Corona-Folgen.

Im Mai war die Kommission noch von einem Minus von 7,7 Prozent für die 19 Staaten der Eurozone und 7,4 Prozent für die gesamte EU, also alle 27 Länder der Staatengemeinschaft, ausgegangen. Die Verschlechterung der Prognose begründete die Kommission damit, dass die Aufhebung der Corona-Auflagen in kleineren Schritten vorangehe als damals angenommen.

Tiefpunkt könnte durchschritten sein

Die EU-Kommission sieht aber auch erste Anzeichen, dass der Tiefpunkt durchschritten sein könnte und es nun aufwärts geht. Erste Daten für Mai und Juni deuteten darauf hin, dass das Schlimmste nun vorbei sein könnte. Es werde erwartet, dass die Erholung im zweiten Halbjahr an Fahrt gewinne. Doch werde sie noch nicht vollständig sein und in den Mitgliedsstaaten unterschiedlich ausfallen. Auch der Pandemie-Schock treffe zwar alle EU-Staaten, aber in unterschiedlichem Maß.

Die Prognose sei darüber hinaus von großer Unsicherheit geprägt – und die Risiken überwögen. So habe man zugrunde gelegt, dass keine zweite Corona-Infektionswelle komme. Umfang und Dauer der Pandemie seien jedoch weitgehend unbekannt. Es gebe erhebliche Risiken, dass die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt länger als erwartet seien und dass Liquiditätsprobleme bei vielen Firmen zu Solvenzproblemen führten.

(APA, red, 7.7.2020)