Über die ganze Stadt verstreute Locations sollen den Wienern den Sommer versüßen. Sicherheits abstände werden etwa mittels Bodenmarkierungen vorgegeben, Registrierung wird erbeten.

Foto: Stadt Wien Marketing

Fünf "Kultursommer" hätte man mit den Bewerbungen von Künstlern um einen Platz auf einer der 25 Bühnen füllen können, sagte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) am Dienstag bei der Präsentation der ersten beiden Wochen des Gratisprogramms, das ab Donnerstag jedes Wochenende bis Ende August stattfinden soll. Doch haben eben jeden Abend nur zwei Acts auf jeder der vielen Bühne Platz. Um das Budget von vier Millionen Euro zu schonen, spart man sich für "Wien dreht auf" eine eigene Beleuchtung. Wenn die Sonne untergeht, ist also Schluss.

Einfache Technik

Im Juli soll das um 21 Uhr der Fall sein, im August eine halbe Stunde früher. Dafür beginnt das Programm dann bereits um 17.30 Uhr. Möglichst viel vom Budget soll auch dank einfacher Tontechnik in die Gagen für die 2000 beteiligten Künstler fließen. Für jeden Akteur gibt es 500 Euro, egal ob weltberühmt in Österreich oder ein Geheimtipp. Aus den vier Millionen bezahlt wird auch das Sicherheitskonzept. Es basiert auf den Richtlinien des Bundes sowie dem bereits im Mai von der Stadt vorgestellten "Leitfaden für den Kulturbetrieb". Für die Einhaltung von Sicherheitsabständen sollen etwa Bodenmarkierungen, Picknickdecken oder Tische sorgen.

Eine Registrierung des Publikums ist indes nur an den beiden großen Bühnen auf der Donauinsel und in Oberlaa technisch vorgesehen, wo 500 Besucher möglich sind und der Besuch nur nach Reservierung und mittels QR-Code möglich ist. Vor fünf kleineren und reservierungsfreien Bühnen (bis 100 Personen) etwa in der Muthsamgasse, auf dem Hannah-Arendt-Platz oder auf der Zirkuswiese werde niemand dazu gezwungen, seine Handynummer oder Mailadresse zu hinterlegen, so Kaup-Hasler. Man könne nur darum bitten, vertraut sie auf die Einsicht aller. Nach 28 Tagen werden die Daten wieder gelöscht.

Querbeet

Die kleinsten Bühnen für bis zu 30 Gäste sind die Artist Corners am Wallensteinplatz, Nietzscheplatz und Naschmarkt. Mit der dezentralen, über mehrere, auch äußere Bezirke verstreuten Programmierung setzt der Kultursommer ein zuletzt verstärktes Anliegen der Wiener Stadtentwicklung um.

Um möglichst viel Publikum zu erreichen, strecken sich die Auftritte zwischen Literatur, Kabarett, Performance, Theater und Musik querbeet. Sie reichen von den Wiener Symphonikern, die am Donnerstag zur Eröffnung im Arkadenhof des Rathauses spielen, über die Tschuschenkapelle, Yasmo und die Klangkantine bis zu Kurt Palm, Franzobel, Austro fred, Tex Rubinowitz, Joesi Prokopetz und Christoph und Lollo (siehe Kasten).

Einmal alles: Ein Überblick über die heimische Szene war nie einfacher. Die Bühnen sind keinen Genres zugeordnet, so soll jede Sparte von Wienerlied bis zum Kindertheater überall auftauchen. Ein gedrucktes Programm wird es nicht geben, denn "wir tasten uns von Woche zu Woche durch einen intensiven Sommer", so Kaup-Hasler. Das dritte Wochenende ist derzeit noch nicht fertig geplant.

So viele Wiener wie nie

Nicht öffentlich finden Gartenkonzerte in Seniorenwohnheimen statt. Offen abgehalten werden zudem Workshops in Kooperation mit dem abgesagten Impulstanz.

Ob es einen Kultursommer 2021 geben wird, konnte auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) nicht beantworten. Jetzt gelte es, die Corona-bedingten Ausfälle von Festwochen, Jazzfest, Impulstanz und Donauinselfest zu kompensieren. Mehr Wiener denn je würden ja diesen Sommer in der Stadt verbringen. (Michael Wurmitzer, 7.7.2020)