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Die Einführung der Festplattenabgabe war höchst umstritten und führte auch zu offline-Protesten.

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Radiosendungen aufzeichnen, Filme auf DVDs brennen oder CDs rippen: Jahrzehntelang war es üblich, Musik oder Filme für den Eigenbedarf zu kopieren. Diese Zeiten sind offenbar ein für alle Mal vorbei. Junge Menschen wissen heute überhaupt nicht mehr, was eine Kopie ist. Für Musik und Videoinhalte gibt es eine Vielzahl an Streaminganbietern, die Millionen Inhalte jederzeit und überall verfügbar machen. In den vergangenen zehn Jahren hat die Bedeutung dieser sogenannten Privatkopien stark abgenommen, geht aus einer Umfrage des deutschen Digitalverbands Bitkom hervor.

Kaum jemand kopiert noch Musik-CDs

So kopierte im Jahr 2010 gut jeder Vierte (27 Prozent) zumindest hin und wieder Videoinhalte, etwa von DVDs. Inzwischen machen dies nur noch sechs Prozent häufig, neun Prozent hin und wieder. Zwei Drittel (65 Prozent) machen dies nie. Musik-CDs vervielfältigte demnach vor zehn Jahren mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) zumindest hin und wieder, heute sind es nur noch neun Prozent (davon häufig: zwei Prozent). Und drei von vier (75 Prozent) sagen im Jahr 2020: Ich kopiere nie Musik-CDs. Die klassische Privatkopie – eine Aufnahme aus dem Radio – ist heute fast vollständig verschwunden. Nur noch vier Prozent sagen, dass sie zumindest hin und wieder solche Aufnahmen anfertigen. Selbst TV-Sendungen werden kaum noch aufgezeichnet: Zwölf Prozent zeichnen häufig TV-Inhalte auf, 19 Prozent hin und wieder. Für Österreich liegen keine Zahlen vor, aber auch hierzulande werden DVD-Rohlinge im 100er-Pack kaum mehr gekauft.

Millionen für die Verwertungsgesellschaften

Dies könnte die Diskussion über die sogenannten Festplattenabgabe in Österreich neu aufflammen lassen. Bislang wird das legale Kopieren von urheberrechtlich geschützten Inhalten wie Musik, Film, Foto oder Text für den privaten Gebrauch durch Urheberabgaben abgegolten. Die Pauschalabgaben werden unter anderem auf Smartphones, Notebooks, PCs und Drucker fällig und brachten einige Millionen Euro. So bekam die heimische Musikwirtschaft allein im vergangen Jahr 4,12 Millionen Euro, die AKM, die Verwertungsgesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger, erhielt in den vergangenen fünf Jahren rund 50 Millionen Euro. Das Geld wird unter den Mitgliedern der Organisationen verteilt.

Besitz

Die Festplattenabgabe wurde 2015 eingeführt und war heftig umstritten. Für die Regierung und die Verwertungsgesellschaften ist sie die Weiterentwicklung der Leerkassettenvergütung. War vor 25 Jahren noch völlig klar, dass man sich eine Kassette zulegt, um darauf Musik zu speichern, so gilt das heute nicht mehr. Streamingangebote wie Spotify und Netflix machen es unnötig, Songs und Filme zu besitzen, argumentierten Kritiker. (sum, 9.7.2020)