In den USA studieren rund 370.000 chinesische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen.

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Viele Austauschstudenten in den USA müssen wohl demnächst das Land verlassen. Das verkündete die US-Einwanderungsbehörde ICE am Dienstag. Die Regelung besagt, dass Studenten, die aufgrund der Corona-Pandemie Kurse nur online besuchen, das Land zu verlassen haben oder an eine Hochschule wechseln müssen, an der physischer Unterricht stattfindet. Betroffen davon sind auch M1- und F1-Visa. Die Behörde sagte, damit werde eine andere Verordnung modifiziert, aufgrund derer mehr Studenten als üblich während der Corona-Pandemie zu Onlinekursen zugelassen worden waren.

Die Aufregung ist besonders unter den 370.000 chinesischen Studenten in den USA groß. Auf Weibo, dem chinesischen Kurznachrichtendienst, wurden Beiträge zu diesem Thema mehr als 50 Millionen Mal geklickt. Viele Studenten müssen nun ihre Pläne überdenken, viele haben Mietverträge über mehrere Monate abgeschlossen.

Studenten als Sündenböcke

Die parteinahe Zeitung Global Times sprach davon, dass chinesische Studenten zum Sündenbock der miserablen US-Pandemiepolitik gemacht würden. Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der USA würden so nur weiter abnehmen.

Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit: Aus Angst vor aus dem Ausland reimportierten Corona-Infektionen hat Peking den Flugverkehr massiv eingeschränkt. Pro Woche darf aus jedem Land nur ein Flugzeug in China landen. Einen Platz bei einem der seltenen Flüge zu ergattern ist schwierig und enorm teuer.

Die Führung in Peking schiebt neue Corona-Infektionen zwar gerne auf Ausländer, die das Virus ins Land bringen sollen. Tatsächlich fürchtet man sich aber vor allem vor den rund 1,4 Millionen eigenen Bürgern, die im Ausland tätig sind.

Allerdings sind eben auch zahlreiche amerikanische Eliteuniversitäten auf die zahlungskräftigen Studenten aus China angewiesen. Gerade die Kinder reicher KP-Kader erhalten oft auch trotz geringer Eignung Zugang zu Top-Universitäten wie Harvard oder Yale.

Spionagevorwürfe

Die Spannungen zwischen Washington und Peking spitzen sich seit Monaten zu. Wegen des neuen Sicherheitsgesetzes, das Hongkongs Autonomie faktisch beendet, haben die USA auch Visabeschränkungen gegen bestimmte KP-Politiker erlassen. Chinesische Austauschstudenten sind immer wieder auch Spionagevorwürfen ausgesetzt.

Der Verdacht ist nicht ganz unbegründet. Immer wieder tauchen Berichte auf, wonach chinesische Auslandsstudenten von der Kommunistischen Partei dazu angehalten werden, zu spionieren oder zumindest Stimmung für Pekings Kurs zu machen. (Philipp Mattheis, 9.7.2020)

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