Koste es, was es wolle." Dieses Motto gilt nicht nur für Kanzler Sebastian Kurz in der Corona-Krise, sondern auch für die Wiener Grünen. Die wollen neben der Corona-Wirtschaftskrise auch gleich der Klimakrise den Kampf ansagen. Ihre aufsehenerregende Forderung im Wien-Wahlkampf nach einem kostenlosen Öffi-Ticket ist aber nichts anderes als populistisch. Zumindest 400 Millionen Euro pro Jahr würde diese Maßnahme zusätzlich kosten. Da ist der 40 Millionen Euro teure Gastrobon von SPÖ und Wirtschaftskammer quasi ein Fettklacks.

Fahrgäste in der Wiener U-Bahn.
Foto: APA/HANS PUNZ

Das schon jetzt vergleichsweise günstige 365-Euro-Jahresticket ist ein Erfolg. Mehr als 850.000 Personen haben aktuell eines – fast eine halbe Million mehr als vor der rot-grünen Reform 2012. Dennoch benötigen die Wiener Linien hunderte Millionen Euro zusätzliches Steuergeld für laufenden Betrieb und Investitionen. Ein Gratis-Öffi-Ticket per Gießkannenprinzip hätte keinen Mehrwert. Vor allem, weil die Wiener Linien den erwartbaren Anstieg an Fahrgästen kurzfristig wohl kaum stemmen könnten.

Der Vorstoß ist zu kurzsichtig gedacht. Bessere Öffi-Verbindungen auch ins Umland, attraktive Verkehrsmittel, mehr Park-and-Ride-Parkplätze: Mit 400 Millionen Euro ließe sich da schon ein bisschen was anfangen. Das notwendige Tempo der Ökopartei beim Klimaschutz, wie das Projekt der verkehrsberuhigten City zeigt, ist aller Ehren wert. Aber ein Gratis-Öffi-Ticket? Das können die Grünen besser. (David Krutzler, 8.7.2020)