Beim Anschlag auf das Oktoberfest wurden 1980 inklusive dem rechtsextremen Attentäter 13 Menschen getötet.

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München – Die deutsche Bundesregierung will Opfer des Oktoberfestattentats von 1980 entschädigen. "Wir sind der Auffassung, dass das Leid der Betroffenen des Oktoberfestattentats weitere Anerkennung durch den Staat erfahren sollte", sagte ein Sprecher des Bundesjustizministeriums der Berliner Tageszeitung "taz". Zudem ist eine Untersuchung erstmals eindeutig zu dem Schluss gekommen, dass der beim Anschlag ums Leben gekommene Attentäter Gundolf Köhler in rechtsextremistischer Absicht gehandelt hatte. Sie wurde nun beendet. Bei dem Anschlag waren inklusive Köhler 13 Personen getötet und über 200 teils schwer verletzt worden.

Die geplante Entschädigung gelte "insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Generalbundesanwalt eine rechtsextremistische Motivation der Tat festgestellt hat", heißt es nun. Es gebe Gespräche über eine "Solidarleistung" an die Opfer, sagte der Ministeriumssprecher weiter. Zur Höhe der Entschädigung machte das Ministerium keine Angaben.

"Keine Ermittlungsansätze"

Die deutsche Bundesanwaltschaft hatte am Mittwoch erklärt, es gebe keine Ermittlungsansätze mehr zu dem Attentat vor 40 Jahren. Vor allem gebe es keine konkreten Anhaltspunkte für eine strafrechtliche Beteiligung weiterer Menschen neben dem bei dem Anschlag ums Leben gekommenen Attentäter.

Mögliche Hintermänner Köhlers konnte die Bundesanwaltschaft der Zeitung zufolge nicht identifizieren. Einer der Gründe sei, dass viele Asservate bereits vier Monate nach der Tat vernichtet worden waren. Die letzten Spuren wurden demnach im Jahr 1997 entsorgt, als es bereits Methoden zur DNA-Analyse gab.

Verbindungen nach Bologna unüberprüft

Köhler hatte am Abend des 26. September 1980 am Haupteingang zum Oktoberfest in einem Abfallkorb eine Bombe abgelegt und gezündet. Neben dem Attentäter kamen zwölf Oktoberfestbesucher ums Leben, 221 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Über mögliche Mittäter wurde lange spekuliert. Auch gab es immer wieder Berichte, die neonazistische Wehrsportgruppe Hoffmann, in der Köhler aktiv war, habe Verbindungen zum, Netzwerk "Gladio" gehabt.

Dabei handelt es sich um eine Geheimorganisation von Nato, CIA und anderen westlichen Geheimdiensten, deren Verwicklung in den Bombenanschlag auf den Bahnhof von Bologna im gleichen Jahr mittlerweile als wahrscheinlich gilt. Ihr Ziel war eine "Strategie der Spannung", mit der linke Parteien durch angeblich von Linken verübte Anschläge diskreditiert werden sollten, die tatsächlich aber von Rechtsextremen begangen worden waren. Der Anschlag in München fand wenige Tage vor der Bundestagswahl 1980 statt, bei der Franz Josef Strauß gegen den damaligen Kanzler Helmut Schmidt antrat. Schmidts SPD verlor zwar die Wahl knapp, konnte aber vorerst mit der FDP weiterregieren. Eine Zeugin stellte später einen Zusammenhang her, die Ermittler stellten nun fest, dass diese Absicht wahrscheinlich sei. Die Bundesregierung verweigerte später Auskünfte über eine mögliche Involvierung von V-Leuten – laut einem Urteil zu unrecht.

Motiv Liebeskummer war falsch

Ursprünglich hatte es 1980 geheißen, Köhler habe den Anschlag als unter Prüfungsstress stehender Student mit Liebeskummer verübt. Es folgten zahlreiche angebliche Ermittlungspannen. Anders als ursprünglich geht die Bundesanwaltschaft nun aber von einem rechtsextremistischen Motiv Köhlers für den Anschlag aus.

Wie das deutsche Justizministerium der "taz" mitteilte, hatte die Stadt München die Opfer bereits in den Jahren 1981 und 1982 mit einer Zahlung von einer Million D-Mark entschädigt. 2018 habe die Stadt einen Opferfonds von 50.000 Euro zur Linderung der Anschlagsfolgen aufgelegt. Dieser sei 2019 nochmals um 50.000 Euro aufgestockt worden. (red, APA, 8.7.2020)