Der Jugendliche war im Bundesstaat Michigan inhaftiert und starb zwei Tage nach dem Vorfall.

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Washington/Minneapolis – Der gewaltsame Tod eines schwarzen Teenagers in einer Jugendvollzugsanstalt sorgt in den USA für Empörung. Ein Video zeigt, wie der 16-jährige Cornelius Fredericks Ende April in der Anstalt im Bundesstaat Michigan von mehreren männlichen Mitarbeitern umgeworfen, auf den Boden gedrückt und gewürgt wird. Fredericks hatte zuvor einen Sandwich auf einen anderen Burschen in der Cafeteria geworfen. Er starb zwei Tage nach dem Vorfall.

In den von Überwachungskameras aufgezeichneten Aufnahmen ist zu sehen, wie der Teenager anscheinend das Bewusstsein verliert. Mitarbeiter versuchen ihn wiederzubeleben und rufen dann medizinische Hilfe herbei. Das Video wurde vom Anwalt von Fredericks' Familie veröffentlicht. Dieser erhob den Vorwurf, der 16-Jährige sei "exekutiert" worden. Die sieben Mitarbeiter, die den Jugendlichen zu Boden gedrückt hätten, hätten ihm Sauerstoff entzogen und sein Gehirn schwer beschädigt.

Erinnerungen an George Floyds Tod

Drei Mitarbeiter der Anstalt Lakeside Academy in Kalamazoo wurden inzwischen wegen des Vorfalls formell von der US-Justiz beschuldigt. Ihnen wird fahrlässige Tötung und die Misshandlung eines Minderjährigen vorgeworfen.

Der Vorfall erinnert an den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota. Floyd war gestorben, nachdem ein weißer Beamter fast neun Minuten lang auf seinem Nacken gekniet hatte. Floyds Tod löste landesweit wochenlange Proteste gegen Rassismus und exzessive Polizeigewalt aus. Auch in zahlreichen anderen Ländern gab es solche Proteste.

Bodycams ausgewertet

Am Mittwoch veröffentlichte ein Gericht die Transkripte der Körperkameras der nun angeklagten Polizisten, die am Einsatz gegen Floyd beteiligt waren. Demnach sagte Floyd mehr als 20-mal "I can't breathe" – ich kann nicht atmen.

Trotz der Corona-Krise sorgte der gewaltsame Tod George Floyds für landesweite Proteste – jetzt laufen Ermittlungen gegen die beteiligten Polizisten.
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In ihnen zeigt sich unter anderem, wie Floyd die Beamten immer wieder anbettelte, von ihm abzulassen. "Ich kann nicht atmen, ich kann nicht atmen. Ah! Ich werde wohl auf diese Weise sterben", heißt es in den Gerichtsunterlagen unter anderem.

Polizist sagte Floyd: "Reden verbraucht eine Menge Sauerstoff"

Die Mitschriften zeigen, dass Floyd offenbar von Anfang an verängstigt war, er flehte einen der Polizisten offenbar schon vor der körperlichen Auseinandersetzung an, ihn bitte nicht zu erschießen. Zudem hatte er sich bei seiner Festnahme den Bildern nach kooperativ gezeigt. "Sie handeln etwas unberechenbar", sagt ein Beamter zu ihm an einem Punkt. Floyd entgegnete: "Ich habe Angst, Mann." Auf die Hinweise, er könne nicht atmen, bekommt Floyd vom Polizisten Derek Chauvin, der auf seinem Hals kniet, auch die Antwort, er solle besser still sein, denn "Reden verbraucht eine ganze Menge Sauerstoff".

Im weiteren Verlauf wird immer wieder deutlich, dass Floyd und die Polizisten Probleme haben, miteinander zu kommunizieren. Immer wieder sagt der Festgenommene auch, dass er unter Platzangst leide und deshalb Schwierigkeiten habe, in das Polizeiauto zu steigen. Anschließend kam es zu der Auseinandersetzung, in deren Folge Floyd starb.

Das Hauptverfahren gegen vier Polizisten, denen die Tötung Floyds zur Last gelegt wird, soll laut US-Medienberichten am 8. März nächsten Jahres beginnen. (APA, 9.7.2020)