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Paper Mario ist eine von jenen Spielereihen, die immerwährend mit den Geistern der Gaming-Ahnen zu kämpfen hat. Bis heute gilt der Nintendo-64-Ableger bei Fans und Kritikern als Höhepunkt der Serie, der Rollenspielelemente in ein klassisches Super Mario-Game einfließen ließ: rundenbasierende Kämpfe, unterstützende Kampfpartner und die klassische Weiterentwicklung der Stats. Spätere Teile wurden gestreamlined und vereinfacht. Der Jump-n-Run-isierung von Paper Mario fiel auch die Qualität und der Spielspaß zum Opfer. Diesen Abwärtstrend versucht "The Origami King" für die Switch entgegenzuwirken und scheitert daran auch nur, weil man sich eben nicht genug traut.

Peachs Schloss wird zu Beginn von Olly, dem selbsternannten Origami-König, und seinen "Faltschergen" überrannt. Um ihn aufzuhalte,n schließt sich seine Schwester Olivia – eine weniger nervige 2020er-Version von Navi aus Zelda: Ocarina of Time – mit Mario zusammen, um das Land von den Origami-Bösewichtern zu befreien. Fünf Welten, darunter eine Wüste in der Nacht, ein herbstlicher Hain und das offene Meer, müssen erkundet werden, um die Prinzessin und die Welt vor den Bastelbanditen zu befreien. Dafür erhält der Klempner mit den ohnehin schon mannigfaltigen Fähigkeiten zwei neue Künste: Zum einen kann Mario mit Papierschnipseln nun Löcher stopfen, um Münzen und Wege freizulegen, zum anderen wachsen ihm nun Faltarme: Damit kann er Papierwände verschwinden lassen und Geheimwege freilegen.

Auch im neu überarbeiteten Ringkampfsystem kommt Marios neue Armtechnik zum Einsatz. Dieses soll quasi das Actiongenre-Element auf ein neues, taktisches Level heben. Die Kämpfe sind noch immer rundenbasiert, das Kampffeld aber ist nun ein gewaltiges, konzentrisches Puzzle, ähnlich dem "verrückten Labyrinth". Man muss die Ringe und Felder so verschieben, dass sich Gegner wie Gumbas und Koopas in Blöcken oder Reihen aufstellen, um diese effektiver angreifen zu können. Dafür gibt es die klassischen Hammer- und Sprungattacken sowie Items wie Feuer- und Eisblumen. Bosskämpfe gestalten sich wiederum anders: Entlang von Pfeilen gelotst, muss man sich an den Gegner herantasten, um angreifen zu können.

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Was ist gelungen?

Nintendo liebt Papier. Oder nimmt es zumindest sehr ernst. Denn die papierene, gefaltete Welt in The Origami King ist so bunt, so bezaubernd süß, dass man sich im Spiel sofort wohlfühlt, wenn nicht sogar überfordert ist von den kleinsten Details. Bäume verlieren bei jeder Berührung Konfetti, Wolken und Wellen ähneln langen, gerissenen Papierstreifen, Gegner sind entweder gefaltet oder riesige Pappmaché-Wüstlinge, die mit jedem Hammerschlag ihr papierenes Exterieur verlieren. Hinter jeder Ecke und in jedem Erdloch oder zum Affen gefaltet – überall verbergen sich gefaltete Toads, die über die Welt verstreut sind.

Ich wiederhole mich, wenn ich Nintendo als Entwickler mit dem meisten Charme beschreibe, aber ebenso wie schon der knuffige Bastlerhit Yoshi's Crafted World fasziniert Paper Mario: The Origami King mit einer detailreichen Welt aus Faltfantastereien und Bastelbrimborium. Nur: Wie lange kann und will Nintendo die Basteloptik noch in Games einsetzen? Irgendwann wiederholt es sich.

Das Ringkampfsystem fällt eher in die Kategorie "Was ist mittel gelungen?". Wenn man Feinde in einer bestimmten Zeit in Viererblöcke oder Gänsereihen formiert, kann man stärkere Attacken ausführen. Nur, manchmal verliert man bei zwölf Feinden und mehr am Kampffeld den Überblick und arrangiert diese, wie es halt gerade passt.

Denn die Kämpfe lassen sich auch ohne Kampfvorteil relativ leicht bestreiten. Anfangs noch ein interessantes Novum, ist es mit der Zeit mehr lästiges Gedrehe und Geschiebe. Generell hab ich es vermieden, in jeden noch so unwichtigen Kampf einzusteigen. Bei Bosskämpfen kommt verkomplizierend hinzu, dass der Weg so gelegt werden muss, um gewisse Felder für eine Attacke zu erreichen. Ein komplexeres Rollenspielkampfsystem – oder überhaupt mehr Rollenspiel – hätte nicht geschadet.

Was ist weniger gelungen?

Das ist ein Kritikpunkt, für das Paper Mario: The Origami King gar nicht so viel kann. Nintendo hat den neuen Paper Mario-Teil erst gar nicht als Rollenspiel deklariert, aber bei dem Namen werden Erinnerung an die großen, hoch gelobten Vorgänger von Nintendo 64 und Game Cube wach. The Origami King ist kein Thousand-Year Door, und das will es gar nicht sein. Es ist kein Rollenspiel, aber leider ist es genau jenes Element, das dem Spiel fehlt.

Denn The Origami King ist viel zu einfach. Rätsel lassen sich sekundenschnell und ohne wirkliches Nachdenken lösen, Hindernisse sind halt keine, der gesamte Schwierigkeitsgrad ist entweder auf Kinder ausgelegt oder so, dass man sich nicht ärgern muss.

Aber gerade diese Simplizität ist schiere Frechheit. Das zeigt sich nicht nur in der extrem geradlinigen Story – Sidequests gibt es so gut wie keine –, sondern auch in den Kämpfen. Fehler oder falsche Angriffe werden großzügigst vergeben, die meisten Gegner sind ohnehin nach einer Attacke besiegt. Hat man den Dreh bei den Endgegnern raus, braucht es hier zwischendurch auch nur einen Pilz, um die Energieleiste wieder aufzuladen. Hier vermisst man schmerzhaft die RPG-Elemente, um seine Figur in Sachen KPs, Angriffskraft oder Verteidigung zu verbessern, damit einfach irgendeine Form von Komplexität im Spiel entsteht.

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Fazit

Es ist richtig ärgerlich, denn Paper Mario: The Origami King hätte das Zeug zu einem richtig guten Spiel gehabt. Optisch ist es zuckersüß und detailverliebt, Nintendo hat viel Liebe und Humor in das Game integriert. Aber das eigentlich so schön gefaltete Spiel hat an den wichtigsten Stellen Eselsohren: Die Story ist zu geradlinig, das Ringkampfsystem verliert schnell an Originalität, und im Ganzen fehlt es The Origami King an Herausforderungen und Komplexität. Besser als Color Splash und Sticker Star, ist The Origami King auf dem richtigen Weg: Es unterhält und macht Spaß. Aber ein Meisterwerk darf nicht so unpräzise gefaltet sein. (Kevin Recher, 18.7.2020)