Auch US-amerikanische Behörden ermitteln gegen den deutschen Finanzdienstleister.

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Im Wirecard-Skandal geht die Staatsanwaltschaft München auch dem Verdacht der Geldwäsche nach. "Wir ermitteln wegen Geldwäscheverdachts gegen Verantwortliche des Unternehmens und gegen unbekannt", sagte eine Behördensprecherin am Donnerstag. Die Staatsanwaltschaft prüfe eine Reihe entsprechender Anzeigen aus dem laufenden und aus dem vergangenen Jahr. Eine Wirecard-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme ab.

Tiefer Sturz eines Dax-Unternehmens

Zuletzt war der insolvente deutsche Finanzdienstleister auch in das Visier der US-Behörden geraten. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass US-Behörden einer möglichen Verwicklung Wirecards in einen 100 Millionen Dollar schweren Fall von Bankbetrug mit Marihuana-Handel nachgehen. Demnach sollen zwei Geschäftsleute zusammen mit Zahlungsabwicklern US-Banken über die Herkunft der Gelder getäuscht haben, um unbemerkt gegen Handelsverbote verstoßen zu können. Zwei Insider bestätigten einen entsprechenden Bericht des "Wall Street Journal".

Das Dax-Unternehmen ist in den vergangenen Wochen tief gestürzt. Ein Bilanzskandal hat offengelegt, dass in der Jahresbilanz 1,9 Milliarden Euro fehlen – beziehungsweise nie existiert haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in diesem Zusammenhang wegen Betrugs, Bilanzfälschung und Marktmanipulation gegen den zurückgetretenen Vorstandschef Markus Braun und weitere Manager. Wegen des Verdachts verschiedener Finanzstraftaten im Umfeld von Wirecard ermitteln Behörden weltweit, unter anderem in den USA, in Singapur und auf den Philippinen.

Bafin ermittelte zunächst gegen Außenstehende

In der Vergangenheit wurden gegen Wirecard immer wieder Vorwürfe laut, die auch den Aktienkurs massiv bewegten. In Deutschland sahen Finanzaufsicht Bafin und Staatsanwaltschaft lange Zeit nur Anhaltspunkte für Marktmanipulation durch Außenstehende. Das Amtsgericht München urteilte dann allerdings in zwei Fällen, dass es dafür keine ausreichenden Beweise gebe. Ein Ermittlungsverfahren gegen Investoren und Journalisten wegen des Verdachts der Marktmanipulation dauert nach Angaben der Staatsanwaltschaft München noch an.

Bereits 2010 und 2015 nahmen die Münchner Strafverfolger Wirecard wegen Geldwäscheverdachts ins Visier. Ein umfangreiches Ermittlungsverfahren sei 2012 nach zwei Jahren mangels Tatverdachts eingestellt worden, sagte eine Sprecherin. In einem weiteren Verfahren durchsuchten die Münchner Ermittler im Jahr 2015 im Auftrag der USA Büros von Wirecard. Was aus diesem Verfahren wurde, ist nicht bekannt. Die Münchner verweisen auf eine Zuständigkeit des US-Justizministeriums. Das Ministerium lehnte eine Stellungnahme ab.

(red, APA, 9.7.2020)