Dunkle Wolken über dem Wohnungsmarkt? Experten glauben eher nicht, dass sich die Corona-Krise stark auf die Immobilienpreise auswirken wird.

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Die Leistbarkeit von Eigentum nimmt in Österreich zunehmend ab. Das zeigt der aktuelle Property-Index des Beratungsunternehmens Deloitte, für den jedes Jahr Immobilienmärkte in Europa verglichen werden. Im Schnitt kostet der Quadratmeter von Wohnungen bei Erstbezug in Österreich aktuell fast 4.200 Euro. Für eine 70-Quadratmeter-Wohnung müssen also rund zehn durchschnittliche Bruttojahresgehälter aufgebracht werden.

Damit liegt Österreich im europäischen Ländervergleich auf dem wenig rühmlichen dritten Platz, was die Leistbarkeit angeht – und hinter Serbien und Tschechien, wo für eine 70-Quadratmeter-Wohnung sogar mehr als elf Bruttojahresgehälter bezahlt werden müssen. Am anderen Ende des Spektrums liegen Portugal und Belgien, wo nur knapp vier Bruttojahresgehälter für eine neue Wohnung aufgebracht werden müssen. Generell seien die Immobilienpreise in den meisten untersuchten Ländern im vergangenen Jahr stärker gestiegen als die Einkommen, was sich auf die Leistbarkeit auswirke, betonen die Studienautoren.

Die Zahlen zu Österreich sind insofern sehr überraschend, als im Vorjahr für eine Wohnung in Österreich laut Deloittes Property-Index nur sechs Bruttojahresgehälter berappt werden mussten und der Quadratmeterpreis österreichweit bei nur 2.612 Euro lag. Allerdings sind die Zahlen nicht vergleichbar: Auf Nachfrage des STANDARD heißt es dazu, dass sich der Datenlieferant und die Datenbasis geändert hätten. Gezählt wurden nämlich heuer nur Bauträgerwohneinheiten (gegenüber dem bisher verwendeten Begriff der Neubauwohnungen). So soll eine bessere Vergleichbarkeit mit den Daten der anderen teilnehmenden Länder geschaffen werden.

Spitzenreiter Paris

Das teuerste Pflaster für Wohnungssuchende ist nach wie vor Paris, wo fast 13.000 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. In Luxemburg sind es 9.600 Euro, in München 8.250 Euro und in London knapp 7.700 Euro. In Wien liegt der Quadratmeterpreis im Schnitt knapp unter 4.900 Euro.

"Relativ günstig" sind im internationalen Vergleich die Mieten in Österreich. In Wien kostet der Quadratmeter laut Deloitte-Studie durchschnittlich 9,90 Euro pro Monat, in Linz und Graz liegen die Mieten noch einmal niedriger. Zum Vergleich: In Luxemburg müssen Mieter mit 30,70 Euro pro Quadratmeter rechnen, in Paris sind es im Schnitt 28,30 Euro. Als Gründe für die vergleichsweise leistbaren Wiener Mieten nennt Deloitte die "preisdrückende Wirkung" im Vollanwendungsbereich des österreichischen Mietrechtsgesetzes sowie den geförderten Wohnbau.

Auswirkungen der Corona-Krise

In der Studie wird aber auch darauf hingewiesen, dass die 2019 eingeführte Widmungskategorie des geförderten Wohnbaus bei Immobilienentwicklern zu Unsicherheit geführt habe. Angesichts hoher Quadratmeterpreise seien in Wien zudem die Möglichkeiten, die Grundrisse von Wohnungen zu schrumpfen, mittlerweile ausgeschöpft. Allerdings werde es, solange die Immobilienpreise hoch sind, wohl auch keine Trendumkehr in Richtung größerer Wohnungen geben.

Über die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Immobilienmarkt kann derzeit nur gemutmaßt werden. Bei Deloitte geht man aber davon aus, dass sich die Auswirkungen auf die Kaufpreise in Grenzen halten dürften. Allerdings ist damit zu rechnen, dass zahlreiche Wohnungen, die vor der Krise noch über Online-Plattformen touristisch vermietet wurden, nun auf dem regulären Mietmarkt landen. (zof, 10.7.2020)