Michael Häupl (links) und Erwin Pröll beim Karten spielen und Wein trinken.

ORF / Felix Breisach Medienwerkstatt

"Zunächst fangen wir mit einem Prost an. Griaß di", sagt Erwin Pröll und erhebt das Glas. "Servus Erwin", erwidert Michael Häupl. Treffen sich die Ex-Landeskaiser von Niederösterreich (ÖVP) und Wien (SPÖ), dann rennt der Schmäh. Nicht zuletzt wenn der Wein die Zunge zusätzlich lockert. "Erwin, schau dir das an, da haben wir was zu tun", sagt Häupl bei einer Bootsfahrt mit Blick auf die Weinflasche. "Des war uns, Michl, noch nie zu viel Arbeit", freut sich Pröll und lacht.

Kritik? Fehlanzeige!

Der Regisseur und Produzent Felix Breisach hat die zwei langjährigen Freunde und Regenten zusammengebracht, um mit ihnen durch prägende Orte ihres Lebens zu streifen. Beide sind in Niederösterreich aufgewachsen, haben ministriert, in Vereinen gekickt und sind später nach Wien gegangen, um zu studieren. Was sie noch verbindet: die Liebe zum Wein. Herausgekommen ist die Dokumentation Dein Land, mein Land, die am Donnerstag sehenswert hinter die Politikerfassade der einst so machtbewussten Persönlichkeiten eintauchte, das Politische aber komplett aussparte. Kritik? Fehlanzeige!

Was Erwin Pröll werden wollte

Dafür erfährt man viel Privates. Etwa wenn Pröll erzählt, dass er "hinter diesem Fenster" entbunden worden sei, von seinem Unfall als Fünfjähriger mit einem Pferdefuhrwerk berichtet, der ihn für drei Tage ins Koma befördert und geprägt hat, oder dass er als Jugendlicher Motorradrennfahrer oder Bahnhofsvorstand werden wollte. Schade um seine Träume, werden sich politische Gegner von einst wohl denken. Und Häupl? Der war kein braves Kind, dafür ein guter Kicker – "sagt man". (Oliver Mark, 9.7.2020)