("Feed me!")
Foto: Aina Razanatsima, Missouri Botanical Garden, Madagascar Research and Conservation Program

Ein internationales Botanikerteam hat eine bislang unbekannte Art von fleischfressenden Pflanzen beschrieben, die auf Madagaskar entdeckt wurde – es war der erste derartige Fund auf der Insel seit 40 Jahren. Sie wurde Drosera arachnoides benannt, weil sie mit ihrem Kranz langer, dünner und behaarter Blätter ein bisschen einer Spinne ähnelt. Drosera ist die lateinische Bezeichnung für den Sonnentau, jene Gattung, zu der die madagassische Pfanze gehört.

Die Pflanze ist zweieinhalb bis sechs Zentimeter groß und wächst an feuchten Felsen eines Wasserfalls im Osten der Insel. "Bei dem kleinen neuen Sonnentau Drosera arachnoides handelt es sich zwar nicht um den sagenumwobenen Menschenfressenden Baum Ya-te-veo, den es laut Mythen aus dem 19. Jahrhundert im Landesinneren von Madagaskar gegeben haben soll, und dem die Ureinwohner dort Menschenopfer dargebracht haben sollen", sagt Andreas Fleischmann, Kurator an der Botanischen Staatssammlung München. "Aber für Insekten stellt sie durchaus eine tödliche Falle dar."

Wenn der Boden nicht ausreichend Nährstoffe hergibt, braucht es eine fliegende Sättigungsbeilage.
Foto: Fortunat Rakotoarivony, Missouri Botanical Garden, Madagascar Research and Conservation Program

Der Freude über die Neuentdeckung mischte die Internationale Weltnaturschutzunion (IUCN) allerdings umgehend einen Wermutstropfen bei: Eben erst entdeckt, musste die Pflanze aufgrund ihrer geringen Verbreitung umgehend als gefährdet eingestuft werden. Es ist die fünfte bekannte Sonnentau-Art, die auf Madagaskar heimisch ist. Weltweit gibt es etwa 250 Arten, die meisten davon auf der Südhalbkugel. Und alle erlegen ihre Beute auf dieselbe Weise.

Jeder Sonnentau hat Blätter, die dicht mit Tentakel genannten Drüsen besetzt sind, die klebrige Schleimtröpfchen ausscheiden. Diese glitzernden Tröpfchen ziehen kleine Tiere, insbesondere fliegende Insekten, unwiderstehlich an. Bei vielen Sonnentau-Arten sind die Tentakel und sogar die Blätter zu Bewegungen fähig und krümmen sich um die gefangene Beute, die dadurch mit immer mehr Schleim in Berührung kommt, erstickt und von Enzymen der Pflanze verdaut wird. Damit kompensieren die Pflanzen, dass die Böden, auf denen sie wachsen, vergleichsweise arm an Nährstoffen sind. (red, 10. 7. 2020)