Ein Gefühl von Freiheit – so fühlt sich für viele das Leben am Wasser an.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Christian Kreuzer und Kristina Kiesel leben an der Alten Donau:

"Wir wohnen im Schrebergarten Neu-Brasilien und brauchen drei Minuten ans Wasser. Im Sommer gehen wir meistens in der Früh vor der Arbeit, etwa um 6.30 Uhr, und am Abend ins Wasser, weil tagsüber zu viel los ist. Wir nutzen das Wasser auf ganz verschiedene Arten: schwimmen, Stand-up-Paddeln, meine Frau rudert zweimal pro Woche. Ihr Ruderclub ist gleich um die Ecke, das war mit ein Grund, warum wir hier hergezogen sind. Mit den Kindern radeln wir auch am Wasser oder gehen dort spazieren. Hier zu leben, hat schon eine gewisse Qualität, manchmal fühlt es sich an wie in einem Urlaubsort. Jedes Mal wenn ich ins Wasser springe, denke ich mir: ‚Cool!‘ Dadurch steigen gleichzeitig aber auch unsere Ansprüche wenn wir dann tatsächlich in den Urlaub fahren. Im Winter veranstalten wir immer ein Adventschwimmen. Da laden wir 50 bis 60 Gäste ein, das Wasser hat dann nur fünf bis sechs Grad. Die Aufgabe ist, etwa 20 Meter von einem Steg zum anderen zu schwimmen. Der Langsamste gewinnt."

Viktoria Redl lebt in Nussdorf:

"Nach fünf Minuten Fußweg bin ich am Donauufer. Im Sommer gehe ich zwei oder drei Mal pro Woche schwimmen. Am Wasser spazieren oder Sport machen – das mache ich auch im restlichen Jahr ein oder zwei Mal wöchentlich. Das schönste daran, am Wasser zu leben, ist für mich, dass ich kein Auto, Fahrrad oder die Öffis brauche, um schwimmen zu gehen. Außerdem ist es am Wasser auch kühler. Besonders in der größten Sommerhitze gehen wir abends oft einfach ans Donauufer, weil es dort nicht so unerträglich heiß ist. Den Urlaub ersetzt ein Wohnort am Wasser für mich nicht."

Angelika Krinzinger lebt an der Alten Donau:

"Ich wohne seit 32 Jahren hier. Am Wasser bin ich häufig, im Wasser aber nie – weil ich in den 80er-Jahren mit der Wasserqualität der Alten Donau negative Erfahrungen gemacht habe. Ich gehe aber am Wasser spazieren, halte die Füße rein und mein Hund schwimmt darin. Es ist ein anderes Lebensgefühl, wenn man im Sommer in der Nähe vom Wasser wohnt. Das ist ein großer Unterschied zum Rest der Stadt. Allein schon wenn ich aus der U-Bahn aussteige – da ist gleich die Luft ganz anders, weil ein leichter Wind übers Wasser weht. Ich kenne es selbst nicht anders. Aber viele, die zu mir auf Besuch kommen, die sagen gleich: ‚Das ist ja wie Urlaub!‘ Für mich ist es halt mein Alltag. Aber ich versuche, mir das Besondere immer wieder bewusst zu machen. Ich mache jetzt auch mit meinem Partner Corona-bedingt zwei Wochen Ferien daheim. Den Urlaub anderswo ersetzen, kann dieser Wohnort aber nicht. Da gehört ja auch noch etwas mehr dazu. Für mich zum Beispiel, dass ich mich morgens nicht ums Frühstück kümmern muss. Ich würde nicht umziehen wollen, wenn ich aber müsste, dann würde ich wohl auch in einen anderen Bezirk ziehen, der nicht am Wasser liegt."

Alex Stranig lebt am Neusiedler See:

"Die Hälfte der Woche bin ich am See, die restlichen Zeit in Wien. Neben dem Neusiedler See an sich, ist das schönste hier die gute Nachbarschaft. Oft schwimmen wir von Steg zu Steg und werden nebenan auf ein Achterl eingeladen, oder die Nachbarn kommen bei uns vorbei auf ein Glas. Hier draußen ist man einfach automatisch in Ferien- und Urlaubsstimmung. Seit wir hier wohnen, sind wir nicht mehr in den Sommerurlaub gefahren. Den Griechenland-Urlaub im letzten Jahr haben wir sogar storniert, weil es hier einfach so schön ist. Direkt am See zu wohnen, das gibt einem ein Freiheitsgefühl, aufs Wasser zu schauen, das beruhigt extrem und ist immer wieder besonders."

Cathrin Pasquazzo-Janich lebt an der Alten Donau:

"Ich brauche fünf Minuten ans Wasser und bin jeden Tag am Wasser, zum Schwimmen oder Spazierengehen. In der Stadt, also so richtig in der Stadt, könnte ich nicht leben, da würde ich eher noch aus Wien raus aufs Land ziehen. Schon in meiner Kindheit war ich immer hier an der Alten Donau. Seit damals kenne ich den Geruch, das Glitzern und die Weite – für mich ist das Heimat." (Bernadette Redl, 15.7.2020)