Schlange vor einer Apotheke in Kasachstans größter Stadt, Almaty. Berichte über den Ausbruch einer neuen Lungenkrankheit weist die Regierung in Nursultan zurück.

Foto: APA / AFP / Rusland Pryanikov

Nursultan – Die zentralasiatische Republik Kasachstan hat mitten in der Corona-Pandemie chinesische Medienberichte über eine weitere tödliche Lungenkrankheit zurückgewiesen. Diese hatten eine Mitteilung der chinesischen Botschaft in Kasachstan aufgegriffen, in der vor einer neuen gefährlichen Lungenentzündung gewarnt wird, die angeblich in Kasachstan grassieren soll.

"Die Sterblichkeitsrate dieser Krankheit ist viel höher als die des Coronavirus", heißt es in der Botschaftsmitteilung, deren Existenz die chinesische Regierung betätigte. Zudem ist dort zu lesen, dass die kasachischen Behörden eine Überprüfung der Situation angeordnet hätten. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte später, auch Peking würde gerne mehr über die womöglich neuartige Krankheit erfahren. "China hofft mit Kasachstan in dieser Frage zusammenzuarbeiten und gemeinsam die Gesundheit der Menschen in unseren beiden Ländern sicherzustellen."

Kasachstan sieht Klassifizieurngsproblem

Kasachstan dementierte die Berichte am Freitag. Das Gesundheitsministerium erklärte, "dass die entsprechende Information nicht der Wirklichkeit entspricht". Gesundheitsminister Alexej Zoi habe zwar am Vortag bei einem Briefing auch über Lungenentzündungen unklarer Ursache gesprochen. Hintergrund sei aber, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Covid-19 als Lungenkrankheit mit unklarer Entstehung klassifiziere, sofern es keinen Labor-Virentest gebe, der diese Erkrankung bestätige. Weil es in dem Steppenstaat immer wieder an Ausrüstung fehle, würden Corona-Lugenentzündungen oft so klassifiziert.

Kasachstan hat in den vergangenen Monaten jedenfalls einen starken Anstieg an Lungenentzündungen registriert. Im ersten Halbjahr sei die Erkrankungsrate mehr als 50 Prozent höher gewesen als im Vorjahreszeitraum, sagte Zoi nach Angaben kasachischer Medien am Donnerstag. Ein Anstieg sei aber weltweit zu beobachten, betonte der Minister. In dem autoritär regierten Staat gibt es allerdings keine Möglichkeit, Informationen der Regierung unabhängig zu überprüfen.

Kasachstan ist zudem in der zentralasiatischen Region besonders stark vom Coronavirus betroffen. Seit dem vergangenen Wochenende ist das öffentliche Leben erneut stark eingeschränkt. Offiziellen Angaben zufolge haben sich bisher mehr als 54.000 Menschen infiziert, mehr als 260 sind gestorben. Dass die Dunkelziffer höher liegt und das Auftreten der Lungenentzündungen erklärt, scheint plausibel. (red, APA, 10.7.2020)