(Kaffeehaus in der Wiener Innenstadt. Später Vormittag. Zwei Studenten.)

DER ERSTE (ein Croissant essend): Super-Witz gehört gestern, pass auf: Kommen drei Trottel zum Papst, sagt der Papst, wer von euch –

DER ZWEITE: Zu welchem Papst?

DER ERSTE: Egal. Zum jetzigen.

DER ZWEITE: Franziskus.

DER ERSTE: Franziskus, genau. Also, kommen drei Trottel zum Papst Franziskus, sagt –

DER ZWEITE: So geht das nicht. Man kann nicht einfach sagen, Trottel. Niemand ist von sich aus ein Trottel. Wie meinst du das genau?

DER ERSTE: Na ja, drei Hansln halt, verstehst? Kommen drei Hansln –

DER ZWEITE: Das ändert nichts. Man muss differenzieren. Da kann eine Perzeptionsstörung vorliegen oder eine andere Beeinträchtigung, Legasthenie kann eine Rolle spielen oder eine Sprachbarriere, durch Zugehörigkeit zum migrantischen Milieu zum Beispiel oder –

DER ERSTE: Eher das Erste.

DER ZWEITE: Perzeptionsstörung.

DER ERSTE: Ja. Kommen drei mit einer Perzeptionsstörung zum Papst Franziskus –

DER ZWEITE: Da muss man jetzt fragen, woher kommt das, ist diese Störung vererbt, ist sie eine Folge von Komplikationen bei der Geburt, welche Rolle spielt die soziale Komponente, ist sie womöglich zurückzuführen auf ein zu autoritäres oder zu wenig autoritäres Elternhaus. Es kann auch –

DER ERSTE: Das ist doch egal! Das sind einfach drei Trottel, und die kommen zum Papst, und der Papst sagt, wer von euch –

DER ZWEITE: Nein nein nein nein … Niemand ist von sich aus ein Trottel. Fang noch einmal an.

DER ERSTE (nach einer kurzen Pause): Kommen drei Menschen zum Papst Franziskus, sagt der Papst Franziskus, wer von euch – … Jetzt hab ich’s vergessen. Aber so super war der Witz eigentlich eh nicht.

(Vorhang)

(Antonio Fian, 10.7.2020)