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Woran man erkennt, dass dieses Foto direkt nach dem Start entstanden ist? Lewis Hamilton hat noch keine fünf Sekunden Vorsprung auf den Zweiten – und im Hintergrund ist ein Ferrari zu sehen.

Foto: Mark Thompson/Pool via REUTERS

Spielberg – Weltmeister Lewis Hamilton hat am Sonntag das zweite Formel-1-Rennen in Spielberg gewonnen und vor Valtteri Bottas den 54. Mercedes-Doppelsieg in der WM-Geschichte angeführt. Max Verstappen als Dritter und Alex Albon auf Platz vier holten vor erneuter "Geisterkulisse" die ersten Saisonpunkte für das Gastgeberteam Red Bull. Bottas kommt als WM-Leader zum nächsten Rennen kommenden Sonntag in Ungarn.

In Mogyorod wird der erste Dreiteiler der wegen Corona mit viermonatiger Verspätung in Österreich gestarteten Formel-1-WM 2020 fertig gefahren. Nach dem Start-Ziel-Sieg von Bottas am vergangenen Sonntag wiederholte diesmal Hamilton im anderen Mercedes dieses Bravourstück. Der sechsfache Weltmeister war bei trockener Piste, aber deutlich kühleren Temperaturen in keiner Rennphase gefährdet und "cruiste" relativ problemlos zu seinem 85. Grand-Prix-Sieg.

"Hier nach all den Schwierigkeiten wieder einmal ganz oben zu stehen, ist großartig", sagte Hamilton nach seiner Rückkehr auf das Österreich-Siegespodest. Seit seinem Sieg 2016 hatte er dieses vier Mal in Folge verpasst. Vorbereitet hatte er den Triumph schon am Samstag mit einer Fabelzeit im Regen-Qualifying 1,2 Sekunden vor Verstappen. Im Rennen hatte Verstappen keine Chance, Hamilton zu gefährden und war am Ende mit abgefahrenen Reifen und kaputten Frontflügel auch chancenlos gegen das entscheidende Überholmanöver des von Position vier gestarteten Bottas.

Leclerc schießt Vettel ab

Im Gegensatz zum turbulenten Österreich-GP vor einer Woche (neun Ausfälle) ging das Corona-bedingt zweite Rennen innerhalb einer Woche auf dem Red Bull Ring nicht nur erneut ohne Zuschauer, sondern auch ohne große Aufreger über die Bühne. Dabei hatte der von Andreas Gabalier mit der Landeshymne eingesungene Grand Prix der Steiermark mit einem Paukenschlag begonnen.

Es krachte in rot.
Foto: LEONHARD FOEGER / POOL / AFP

Die Asse vorne kamen am Start gut weg, dahinter aber warf Charles Leclerc seinen von den Randsteinen ausgehebelten Ferrari schon in der dritten Kurve der ersten Runde ausgerechnet auf den Wagen seines Teamkollegen Sebastian Vettel. Sowohl der vom Pech verfolgte Deutsche als auch der Monegasse, vor sieben Tagen noch Zweiter hinter Bottas, waren damit schnellstmöglich ausgeschieden. Tiefer geht es bei Ferrari nicht mehr.

Nach der frühen Safety-Car-Phase führte Hamilton vor Verstappen, Carlos Sainz, Bottas und Alexander Albon das Feld in den Restart. Der Brite zog in der Folge problemlos davon, Bottas und Albon schoben sich am McLaren von Sainz vorbei. Verstappen kam schon in der 25. Runde an die Box, Hamilton folgte zwei Runden später. Der halbherzige Undercut des Niederländers brachte nichts. Bottas kam neun Runden später zum Wechsel. Das erlaubte ihm, Verstappen vier Runden vor Schluss zur Mercedes-Doppelführung und am Ende auch zum Doppelsieg zu überholen.

Gewaltiges Rennen von Perez

Für die Action sorgten diesmal die Fahrer weiter hinten im Feld. So avancierte der von Platz 17 gestartete Sergio Perez im Racing Point zum von den Fans gekürten "Piloten des Tages". Der Mexikaner kämpfte sich bis auf Platz fünf nach vorne, bezahlte im Finish seinen Angriff auf Albon aber mit einem kaputten Frontflügel. Das kostete ihn am Ende noch einen Rang, Fünfter wurde so noch Lando Norris im McLaren. Dessen Teamkollege Carlos Sainz sorgte im Finish mit 1:05,619 Min. für die schnellste jemals am Red Bull Ring gefahrene Formel-1-Rennrunde und löste damit Kimi Räikkönen ab.

Hamilton: "Das tut wirklich gut"

Hamilton hat nun auch in seiner 14. Saison mindestens einen Sieg und fuhr zum 35. Mal in Folge in die Punkteränge. "Das tut in diesem so verrückten Jahr wirklich gut. Ich hatte heute alles gut unter Kontrolle", freute sich der 35-Jährige, der die Bestmarke des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher egalisieren will. Die nächste Punktechance bekommt er am Sonntag in Mogyorod. "Von mir aus könnten sie jeden Sonntag Rennen machen", zeigte sich Hamilton bereit. Auf den Sieg-Rekord von Schumacher fehlen dem Engländer noch sechs Erfolge.

Auch Bottas gratulierte ihm. "Wenn Lewis Pole und einen guten Start hat, ist er weg. Er hat keinen Fehler gemacht", sagte der Finne. "Ich habe von Platz vier aus Schadensbegrenzung betrieben", meinte der Finne, der sechs Punkte Vorsprung auf Hamilton nach Budapest mitnimmt.

Verstappen sicherte Red Bull zumindest das erste Saison-Podium. "Ich habe wirklich alles probiert. Aber wir waren am Ende zu langsam", sagte der zweifache Spielberg-Sieger seufzend. "Ich habe versucht, es Bottas so schwer wie möglich zu machen. Es ging aber nicht. Eigentlich war das Rennen eher langweilig für mich", spiegelte Verstappen das Geschehen wider. Seine Erkenntnis: "Wir haben Arbeit vor uns." (APA, 12.7.2020)

Ergebnisse:

1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 01:22:50,638 Std. Durchschnittsgeschw.: 224,233 km/h
2. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes +13,719
3. Max Verstappen (NED) Red Bull +33,698
4. Alexander Albon (THA) Red Bull +44,400
5. Lando Norris (GBR) McLaren +01:01,470
6. Sergio Perez (MEX) Racing Point +01:02,387
7. Lance Stroll (CAN) Racing Point +01:02,453
8. Daniel Ricciardo (AUS) Renault +01:02,591
9. Carlos Sainz jr. (ESP) McLaren +1 Runde
10. Daniil Kwjat (RUS) AlphaTauri +1 Runde
11. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo +1 Runde
12. Kevin Magnussen (DEN) Haas +1 Runde
13. Romain Grosjean (FRA) Haas +1 Runde
14. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo +1 Runde
15. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri +1 Runde
16. George Russell (GBR) Williams +2 Runden
17. Nicholas Latifi (CAN) Williams +2 Runden

Ausgeschieden: Charles Leclerc (MON), Sebastian Vettel (GER) beide Ferrari, Esteban Ocon (FRA) Renault

WM-Stand:

1. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 43
2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 37
3. Lando Norris (GBR) McLaren 26
4. Charles Leclerc (MON) Ferrari 18
5. Sergio Perez (MEX) Racing Point 16
6. Max Verstappen (NED) Red Bull 15
7. Carlos Sainz jr. (ESP) McLaren 13
8. Alexander Albon (THA) Red Bull 12
9. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri 6
10. Lance Stroll (CAN) Racing Point 6
11. Daniel Ricciardo (AUS) Renault 4
11. Esteban Ocon (FRA) Renault 4
13. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo 2
14. Daniil Kwjat (RUS) AlphaTauri 1
15. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 1

Konstrukteurs-WM:

1. Mercedes 80
2. McLaren 39
3. Red Bull 27
4. Racing Point 22
5. Ferrari 19
6. Renault 8
7. AlphaTauri 7
8. Alfa Romeo 2