Spielberg – Lewis Hamilton wird sich weiter dafür einsetzen, dass sich die Formel 1 gegen Rassismus und für mehr Diversität im Sport engagiert. "Das ist es nicht gewesen", meinte der Spielberg-Gewinner, konkrete Pläne für zukünftige Schritte gebe es aber noch nicht. Das Formel-1-Management und einige Teams wie Ferrari könnten jedenfalls mehr tun, erklärte der Brite.

Lewis Hamilton in Pose. Wie einst Tommie Smith und John Carlos.
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"Was wir jetzt als Nächstes tun werden? Ich weiß es wirklich nicht", sagte Hamilton in der Online-Medienrunde nach seinem 85. Grand-Prix-Sieg. "Ich kann nur sagen, das ist es nicht gewesen. Vor dem Start in die Knie gehen und ein schwarzes Auto fahren löst das Problem nicht. Es hilft dabei, ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Aber wie ich die Sache sehe, ist das ein andauernder Kampf, den wir alle für uns austragen müssen."

Skydiver statt Kniefall

Wie schon in der Vorwoche gab es auch am Sonntag vor dem Grand Prix in der Steiermark einen kollektiven Kniefall der Formel-1-Fahrer, allerdings waren diesmal nicht alle dabei. Und die Inszenierung ging ein wenig daneben: In dem Moment, als eine knappe Mehrheit der Fahrer niederkniete, schaltete die Regie der internationalen TV-Übertragung nämlich blitzschnell zur Darbietung der Skydiver von Red Bull. Nur kurz waren Hamilton, Sebastian Vettel und Co also in der Pose zu sehen.

Hamilton erklärte anschließend, dass die Geste diesmal nicht Teil des offiziellen Programms der Formel 1, der Automobil-Weltverbands Fia und des Veranstalters war. "Es gab keinen Plan, das noch einmal zu machen, aus welchem Grund auch immer", verriet er. Die Piloten hätten dann darüber diskutiert, die Aktion aus eigener Initiative zu wiederholen. Man habe sich aber nicht auf eine gemeinsame Vorgehensweise einigen können. In Ungarn werde man am kommenden Sonntag "versuchen, einen besseren Job zu machen".

"Black Lives Matter" am Shirt des Weltmeisters.
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Trotzdem trugen die Fahrer wieder schwarze T-Shirts mit dem Aufdruck "End Racism", nur bei Hamilton stand auf der Vorderseite "Black Lives Matter". Diese Worte hat er auch auf seinem Helm platziert. Bei der Siegerehrung streckte Hamilton die rechte Faust in die Höhe – eine Reminiszenz an die "Black Power"-Geste, die 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko durch die US-Leichtathleten Tommie Smith und John Carlos weltweit berühmt gemacht wurde.

Ebenfalls bei der Siegerehrung sorgte Hamiltons Rennstall Mercedes für ein rares Signal der Diversität in der Formel 1. Denn die Trophäe für das siegreiche Team nahm Stephanie Travers vom Mercedes-Sponsor Petronas entgegen. Die Chemie-Ingenieurin stammt aus Simbabwe. "Was Mercedes in diesem Jahr gemacht hat, indem sie das Thema wirklich als Erste vorantreiben, spornt mich massiv an", erklärte Hamilton.

Kritik an Ferrari

Die anderen Teams müssten in seinen Augen aber mehr tun. "Wenn man sich Ferrari anschaut, für die tausende Menschen arbeiten, habe ich noch kein Wort gehört, dass sie sagen, sie sehen sich in der Verantwortung, und das werden sie in der Zukunft tun", sagte der einzige schwarze Formel-1-Pilot. "Die Formel 1 und die Fia müssten in solchen Fällen deutlicher die Führung übernehmen und sagen: Hey, Leute, wir müssen alle zusammenstehen und dafür kämpfen."

Dass nicht alle Fahrer niederknien, ist für Hamilton kein großes Thema. Allerdings verstehe er die Bedenken mancher seiner Kollegen nicht. "Einige von ihnen wollen Black Lives Matter nicht unterstützen, aber sie sprechen sich für Antirassismus aus, was dasselbe ist", sagte der 35-Jährige, der eine Kommission für mehr Diversität im Motorsport ins Leben gerufen hat. "Ich denke, eine Menge Leute wissen nicht, was das Problem ist. Manche Leute leugnen, dass es ein Problem gibt." (APA, 13.7.2020)