Roger Stone war im Zuge der Russland-Ermittlungen verurteilt worden.

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Stets hatte er betont, dass das Verfahren gegen ihn politisch motiviert sei. Aus dem Blickwinkel, dass in Roger Stones Leben beinahe alles politisch motiviert ist, mag dies sogar zutreffen.

Der heute 67-jährige Spindoktor begann schon als Schüler mit dem politischen Ränkespiel. An der Highschool im Bundesstaat New York, wo er aufwuchs, sicherte er sich den Sieg bei der Schulsprecherwahl, indem er den unbeliebtesten Kollegen dazu überredete, gegen ihn anzutreten.

Seine Begabung für politische Intrigen nutzte er seit Anfang der 1970er-Jahre in den Kampagnen verschiedener republikanischer Kandidaten von Richard Nixon über Ronald Reagan bis Donald Trump. Für Nixon schleuste er 1972 sogar einen Spion in das Team des demokratischen Vorwahlkandidaten Hubert Humphrey ein.

1980 gründete er gemeinsam mit Paul Manafort und Charlie Black die Lobbyingfirma BMS, die mitverantwortlich für Reagans Wahlsieg 1984 war. BMS zeigte wenig Berührungsängste und arbeitete für Diktatoren wie Zaires Mobutu Sese Seko und den korrupten philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos. Zu den Klienten zählten auch die Tabakindustrie und schon früh Trump, damals Baulöwe.

Nixon jedenfalls ist bis heute das Objekt der Verehrung Stones: Das Konterfei des über den Watergate-Skandal gestolperten Präsidenten trägt er als Tattoo auf seinem Rücken. Frauen würden dies lieben, sagt Stone, der auch privat wenig Berührungsängste hat und mit seiner zweiten Frau Nydia eine Swingerbeziehung lebt.

Buchautor und Clinton-Kritiker

Der Politikberater ist auch Autor mehrerer Bücher, unter anderem schrieb er über die Ermordung John F. Kennedys, über angebliche Verbrechen Bill und Hillary Clintons und über Nixon, den er als Opfer porträtiert.

Seine Rolle im Skandal um die geleakten E-Mails der ehemaligen Außenministerin Clinton und die angebliche Einmischung Russlands im Wahlkampf 2016 führte zu seiner Verurteilung wegen falscher Aussagen vor dem Kongress, Zeugenbeeinflussung und Behinderung von Ermittlungen.

Seine 40-monatige Haftstrafe hätte er demnächst antreten sollen. Die nun von seinem Freund Trump angeordnete Haftverschonung, die weder Begnadigung noch Straferlass bedeutet, will Stone nun zu seiner Reinwaschung nutzen: Er will gegen das Urteil in Revision gehen und "korrupte Hintergründe" aufdecken, die seiner Meinung nach zu seiner Verurteilung geführt haben. (Michael Vosatka, 13.7.2020)