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OeNB-Gouverneur Robert Holzmann erwartet, dass sich die wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise über Jahre hinziehen wird.

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Wien – Viel Zuversicht versprüht die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) nicht, wenn es um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes geht. In ihrem halbjährlich erscheinenden Finanzmarktstabilitätsbericht (Financial Stability Report) geht sie lediglich von einer schleppenden Konjunkturerholung aus. Den Banken gehe es jedoch verhältnismäßig gut.

"Obwohl sich die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und zum Erhalt der Funktionsfähigkeit der Wirtschaft bewährt haben, wird die Erholung der Wirtschaft mehrere Jahre in Anspruch nehmen", sagte OeNB-Gouverneur Robert Holzmann am Dienstag. Zurzeit sei das Land mit dem stärksten Abschwung der Nachkriegszeit konfrontiert, und die Unsicherheit über den wirtschaftlichen und finanziellen Ausblick bleibe außergewöhnlich hoch.

Wirtschaftseinbruch von 7,2 Prozent

Mit 7,2 Prozent wird der erwartete Wirtschaftseinbruch beziffert. In den Folgejahren solle es dann mit einem Plus von 4,9 Prozent (2021) und 2,7 Prozent (2022) wieder bergauf gehen. Für die Banken und ihre momentane Rolle fand Holzmann lobende Worte. Sie seien ein wichtiger Teil zur Bewältigung der Krise – im Gegensatz zur Finanzkrise 2008, als sie im Brennpunkt standen. Erst kürzlich prognostizierte die EU-Kommission Österreich mit 7,1 Prozent einen ähnlichen Einbruch.

Insgesamt haben die heimischen Geldinstitute Ende Juni rund zehn Prozent des aushaftenden Volumens der an Unternehmen, Selbstständige und Privathaushalte vergebenen Kredite gestundet. Im Rahmen freiwilliger Moratorien verzichteten Banken temporär auf die Rückzahlung von rund 90.000 Krediten in Höhe von 22 Milliarden Euro – aufgrund gesetzlicher Moratorien waren es 116.000 Kredite in Höhe von 8,6 Milliarden Euro. Trotz der aktuellen Umstände sei der heimische Bankensektor gut kapitalisiert, heißt es im Bericht.

Warnung vor Verschuldung

Dennoch gibt die Nationalbank zu bedenken, dass öffentliche Stützungsmaßnahmen zwar die Vergabe von Krediten förderten und und somit die Liquidität von Firmen und Haushalten sichern würden – die verstärkte Inanspruchnahme werde die Verschuldung aber erhöhen.

Die Nationalbank warnt vor einem Anstieg der Verschuldung durch die Corona-Krise.

Die Nationalbank empfiehlt Banken überdies, Abstand von Aktienrückkäufen zu nehmen und zur Stärkung der Kapitalbasis Ausschüttungen von Dividenden, Gewinnen und Boni genau abzuwägen. Notwendig sei auch, sich auf das Auslaufen von Zahlungsmoratorien und staatlichen Kreditgarantien vorzubereiten und die Qualität der Kreditportfolios zu überwachen.

Vergabestandards unverändert

Ihre Vergabestandards für Firmenkredite ließen die Banken laut EZB-Umfrage im Euroraum im zweiten Quartal weitgehend unverändert. Sie rechnen im dritten Quartal jedoch mit einer Verschärfung. Einige Banken verwiesen laut der Erhebung darauf, dass in einigen großen Euroländern dann staatliche Garantien wegfallen würden.

Die EZB befragt viermal im Jahr die Banken in der Eurozone zu ihrem Kreditgeschäft. Die Umfrage fand diesmal zwischen dem 5. und 23. Juni statt. (and, APA, 14.7.2020)