Orlando – Die Schelte für das "Delivery-Gate" gab es direkt von der Mutter. "Grenzen übertritt man nur, wenn Mama kocht. Und ich war nicht in Florida, junger Mann", schimpfte Lydecia Holmes bei Twitter. Mehr Ärger handelte sich ihr Sohn, der NBA-Profi Richaun Holmes, aber von der Liga ein. Beim Versuch, sich Essen zum Quarantäne-Gelände der Basketball-Profiliga bei Orlando zu bestellen, verließ der Center der Sacramento Kings die Blase. Angeblich unabsichtlich – trotzdem sitzt Holmes nun in zehntätiger Isolation im Hotel-Zimmer.

Die NBA kämpft um ihre Restart-Mission – genau wie alle anderen Sportarten in den coronageplagten USA. Deswegen musste Holmes rasch öffentlich Buße tun. "Ich entschuldige mich für meine Handlungen und freue mich darauf, mich meinem Team wieder beim Versuch anzuschließen, die Play-offs zu erreichen", sagte Holmes in einem Statement. Derweil teilt er sein Schicksal mit Bruno Caboclo von den Houston Rockets, der die Blase ebenfalls verlassen hatte.

Zusammen mit dem positiven Test von Superstar Russell Westbrook von den Houston Rockets, der sich das Virus schon vor Orlando eingefangen hatte, wirft es ein schlechtes Licht auf die Liga. Die NBA selbst tut viel, damit die 22 Teams ab dem 30. Juli die unterbrochene Saison beim Finalturnier auf dem Disney-Campus fortsetzen können. Alle Spieler mussten nach der Ankunft zunächst in Quarantäne, bis innerhalb von 24 Stunden zwei negative Coronatests vorlagen.

Corona-Hotspot Florida

Weil Florida als Corona-Hotspot Nummer eins in den USA aber Rekorde bei den Infektionszahlen meldet (über 280.000 Infizierte und knapp 4300 Tote), hatten sowohl das Basketball-Turnier als auch die Fortsetzung der Major League Soccer an gleicher Stelle ohnehin unter keinem guten Stern gestanden. NBA-Ikone Charles Barkley unkte gar: "So wie derzeit die Zahlen in die Höhe schießen, ist Florida der schlimmste Ort der Welt – und wir bringen 22 NBA-Teams in diesen Hotspot. Ich denke, wir haben keine Chance, diese Saison zu Ende zu bringen."

Richaun Holmes muss in Isolation.
Foto: imago images/ZUMA Wire

Auch die übrigen US-Sportligen ringen derweil um die Wiederaufnahme ihres Spieltriebs. Eine reibungslose Rückkehr der Major League Baseball und der National Football League, beide gelten als Wiege der amerikanischen Kultur, ist keineswegs sicher. In der MLB, die am 23. Juli wieder starten will, bereiten die Coronatests Grund zur Sorge. Wie das Magazin Sports Illustrated berichtete, sei nur ein Labor im Bundesstaat Utah zuständig – und der erste Eindruck sei ernüchternd gewesen. Ergebnisses kämen viel zu spät, Tests gingen verloren oder manche Teams würden einfach vergessen. Die Spieler seien erbost.

Etwas mehr Zeit hat die NFL, deren regulärer Saisonbeginn ohnehin für Mitte September angesetzt war. Die Footballer beschäftigt die Frage, wie Woche für Woche mehr als 100 Menschen eng beieinander auf dem Feld stehen sollen, ohne dass es Infektionen gibt. "Ich glaube, da gibt es noch einiges zu klären", sagte jüngst Star-Quarterback Aaron Rodgers von den Green Bay Packers, der aber auch "hoffnungsvoll" sei. Die Liga entwickelte gerade erst eine Art Spuckschutz, der in den Helmen integriert werden und schnellstmöglich an die Teams ausgeliefert werden soll. Sie alle müssen kreativ werden im Krisenherd USA. (sid, 14.7.2020)