Gerichtssaal, doch von Spannung keine Spur: "Die zwölf Geschworenen", derzeit auf Netflix abrufbar.

Foto: Netflix

Wegen Corona hatten wir drei Monate lang eine sehr bedingt Thriller-taugliche Familienkonstellation – daher mussten ein paar große und sehr große Meisterwerke wie Bosch (Staffel 6) oder Fauda (Staffel 3) auf der Streaming-Watchlist fast verrotten. Doch irgendwann war wieder sturmfreie Bude, und die Serien in der Warteschleife waren hurtig durchgebingt.

Netflix Official Trailer

Dann drängte sich bei Netflix etwas Neues, Düsteres auf: Die zwölf Geschworenen (De Twaalf). Belgische Produktion. Sehr gut, vielleicht etwas mit Arthouse-Touch!? Deprimierend genug sahen die Bilder dazu ja aus. Auf IMDb.com kommt das Opus mit Bewertung 7.6 weg – nicht schlecht für diesen US-affinen Info-Dienst, der Europäisches nur in Ausnahmefällen wirklich zu würdigen weiß.

"Wunderbares Schauspiel, packende Handlungsstränge!", meinte ein User, "sehr faszinierend", urteilte ein anderer. Bei "wie guter Wein" hatten sie uns: Wir klickten rein.

Welch kapitaler Fehler. In der ersten Folge war trotz zweier Morde nur die Langeweile tödlich. Perry Mason wäre im Gerichtssaal friedlich eingeschlafen. Dennoch pflichtschuldigst durch die restlichen neun Folgen gequält, doch von 450 Minuten Gerichtssaalspannung bleiben bloß 20 Minuten übrig, die sich nicht wie Strudelteig zogen. Bis auf zwei, drei ordentliche schauspielerische Leistungen (zwei Geschworene, ein Strafverteidiger) war da: nichts. Sehen Sie sich den 76 Sekunden langen Trailer an, dann haben Sie alles gesehen – und ich verrate Ihnen auf Anfrage auch gerne, wer der Mörder oder die Mörderin ist. (Gianluca Wallisch, 15.7.2020)

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