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Pro
von Markus Böhm

Ein Gärtner hat niemals frei. Es soll tatsächlich welche geben, die das verinnerlicht haben und sich gar weigern, in den Urlaub zu fahren. Ich zähle mich zu dieser Spezies. Was nicht alles sein könnte: Die Paradeiser geknickt, die Pelargonien überwässert, der Rasen vertrocknet.

Quälendes Kopfkino, das einem die Ferien versauen kann. Aber die Family besteht nun einmal auf einem Ortswechsel. Schwester, Bruder, Eltern wohnen alle zu weit weg … Es bleibt der Nachbar. Wenn er schon so freundlich ist, das eine oder andere Packerl anzunehmen, dann kann er sich garantiert auch um die Pflanzen kümmern.

Den Rasen mähen muss er eh nicht unbedingt, bewässern schon, aber nur am frühen Vormittag und die Gurken nie mit zu kaltem Wasser gießen. Dann muss ich ihm noch das mit den Balkonblumen erklären.

Am besten ich schreib ihm alles zusammen ... fünf A4-Seiten sollten reichen. Wie, du willst nicht? Selbst auf Urlaub? So ein Pech. Also ich würde es sofort machen – mit so einem Super-Briefing.

Kontra
von Doris Priesching

Meine Kompetenz in Bezug auf Pflanzenbetreuung lässt sich kurz und – entschuldigen Sie dafür – reichlich banal auf einen Punkt bringen: Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach. Ich würde ja gern, aber an der Umsetzung hapert’s.

Ich kann es drehen, wie ich will, am Ende der Sitterei spielen die mir anvertrauten Pflanzen in den Töpfen und Schalen die schönsten Herbstfarben – ein Umstand, der im Hochsommer eindeutig nicht so gefragt ist.

Wobei nicht Nachlässigkeit zum Misserfolg führt, eher das Gegenteil. In einem Akt tödlicher Obsorge überschütte ich die Schützlinge regelmäßig mit Wasser – im Glauben, das Beste zu tun. In Wahrheit ersäufe ich die Blumerln regelmäßig, und am Ende hängen die Köpfe der Urlaubsrückkehrer.

Zu meiner Verteidigung kann ich sagen, dass mein Hang zur Überversorgung nicht überall zum Exitus führt. Für untergewichtige Haustiere bin ich eine sichere Anlaufstelle. Hunde und Katzen bringe ich dick und wohlgenährt ihren Besitzern zurück. (RONDO, 30.7.2020)