Beim Ausheben eines Grabens hatte ein Hausbesitzer im schwäbischen Blaubeuren 1989 den bisher größten in Deutschland entdeckten Steinmeteoriten gefunden – und 31 Jahre lang nichts von seiner Entdeckung gewusst. Erst kürzlich enthüllten wissenschaftliche Analysen die kosmische Herkunft des mehr als 30 Kilogramm schweren Steins, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mitteilte. "Es handelt sich um einen Chondriten des Typs H4-5", erklärt Dieter Heinlein vom DLR-Institut für Planetenforschung.

Der Chondrit bringt 30,26 Kilogramm auf die Waage und enthält einen signifikanten Anteil an Eisen und Nickel.
Foto: Gabriele Heinlein

Der kantige Brocken lag demnach jahrzehntelang im Garten des Finders. Auf die Idee, dass es sich bei dem ungewöhnlich schweren und eisenhaltigen Fundstück um einen Meteoriten handeln könnte, kam der Hausbesitzer erst zu Beginn dieses Jahres: Im Jänner meldete er deshalb seinen Fund beim DLR-Institut für Planetenforschung.

Ein Brocken namens Blaubeuren

Die folgenden Laboruntersuchungen in mehreren wissenschaftlichen Einrichtungen mündeten in eine wissenschaftliche Sensation: Der Mann hatte den größten Steinmeteoriten entdeckt, der je in Deutschland gefunden wurde. Vor gut einer Woche bestätigte nun die Meteoritical Society, die internationale Organisation der Meteoritenforscher, in einem Bulletin den Fund als anerkannten Meteoriten.

Der Anschnitt brachte die metallischen Einschlüsse ans Licht.
Foto: DLR/U. Köhler

Nach seinem Fundort trägt der Brocken jetzt den offiziellen Namen Blaubeuren. Vor Blaubeuren war der unweit von Oldenburg gefundene Benthullen-Meteorit mit einem Gewicht von 17,25 Kilogramm Rekordhalter.

Beinahe entsorgt

Die Geschichte von Blaubeuren ist wahrlich ungewöhnlich: Bis 2015 lag der Meteorit im Garten des Finders, stets der Verwitterung ausgesetzt. Dann hätte ihn der Hausbesitzer beinahe mit anderem Abraum entsorgt. "Eigentlich lag der Brocken schon auf dem Anhänger, um weggeschafft zu werden", wie das DLR berichtet.

Zum Glück überlegte es sich der Mann anders und bewahrte den Stein seit 2015 im Keller seines Hauses in einem Schrank auf. Im vergangenen Jänner wollte der Finder dann doch endlich Gewissheit über Beschaffenheit und Herkunft des Steins haben und kontaktierte das DLR.

Meteoriten-Innenleben unter dem Polarisationsmikroskop.
Foto: Addi Bischoff

Für die Erforschung der frühen Entwicklung des Sonnensystems spielen Meteorite eine herausragende Rolle. Die meisten stammen ursprünglich aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, bevor sie in ihrer Bahn um die Sonne gestört werden und auf Kollisionskurs mit der Erde geraten.

Ausstellung geplant

Als kosmische Geschoße treten sie dann mit hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre ein. Dabei verglüht ein Großteil ihrer Masse – selbst bei schweren Brocken aus Stein oder Eisen gelangt oft nur ein kleiner Rest als Meteorit auf die Erdoberfläche.

Blaubeuren wird nun zunächst noch bei seinem Finder bleiben. Dem DLR zufolge ist es aber der Wunsch des Eigentümers, dass der größte Steinmeteorit Deutschlands dauerhaft in einem Museum ausgestellt wird – damit alle Interessierten einen Blick auf den Rekordbrocken werfen können. (APA, red, 15.7.2020)