Vor nicht allzu langer Zeit Bachmann-Preisträgerin und nunmehr mit dem Resozialisierungsroman "Ich an meiner Seite" im Fokus des des O-Töne-Festivals: Birgit Birnbacher.

Foto: Miriam Laznia

Ein kleiner Schönheitsfehler bei den Ö-Tönen ist heuer, dass Monika Helfer mit Die Bagage fehlt. Seit Monaten ist der Roman der Vorarlberger Autorin auf den vordersten Plätzen der Bestsellerlisten zu finden. Aber sie ist nicht so auf Trubel aus. Als zweite Merkwürdigkeit der diesjährigen Autorenaufstellung beim Literaturfestival im Wiener Museumsquartier fällt auf, dass Hubert Achleitner und Lisa Eckhart nicht in der Reihe Debüts auflaufen. Aber Achleitner, bekannter als Hubert von Goisern, und Eckhart, bisher bekannter als Kabarettistin, waren eben vor ihren jeweils ersten Romanen flüchtig und Omama schon berühmt. Bis zu den beiden (13. und 27. 8.) muss man sich aber noch gedulden.

Dorfgeflüster

Zum 17. Mal bietet das Festival heuer einen Querschnitt heimischer Literatur von jungen Autoren (Mercedes Spannagels Das Palais muss brennen, Benjamin Quaderers Hochstaplergeschichte Für immer die Alpen, Lucia Leidenfrosts Wir verlassenen Kinder) und renommierten (Josef Haslingers Mein Fall, Valerie Fritschs Herzklappen von Johnson & Johnson, Birgit Birnbachers Ich an meiner Seite bis zur ikonischen Friederike Mayröcker).

Los geht es heute mit Xaver Bayer und Helena Adler. Die Salzburgerin legte heuer mit Die Infantin trägt den Scheitel links eine bissige Geschichte über das Aufwachsen auf dem Land vor. Sie ist nicht die Einzige, die bei ihrer Lesung in der Großstadt in die sogenannte Provinz mitnimmt. Auch Sebastian Janatas Die Ambassadorin tut das, und Dominik Barta erzählt in Vom Land eben davon, vom Land. Erinnert Adler sich aber an die bäuerliche Großfamilie in den 1980ern, hat man es bei Barta mit Migranten von heute zu tun.

Zuhören im Schachbrett

Damit die Großveranstaltung O-Töne mit bis zu 500 Zuschauern kein literarischer Albtraum wird, gilt Corona-bedingt die Sitzordnung im Schachbrettmuster. Insgesamt 16 Autoren haben die Kuratoren Daniela Strigl und Klaus Kastberger verpflichtet. Gunther Neumann folgt in seinem Debüt Über allem und nichts einer Pilotin zwischen Städten und Männern. Sandra Gugiæ erzählt in Zorn und Stille von der Fotografin Billy Bana und wie sie in ihrer Familie auf Spurensuche geht. Familie ist auch in Stephan Roiss’ Triceratops zentral. Wie viele der Bücher bei den O-Tönen sind auch die letzteren beiden noch nicht erschienen. (Michael Wurmitzer, 16.7.2020)