Nach der Bank Burgenland gibt es mit der Commerzialbank einen neuen Bankenskandal.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Die pannonische Tiefebene hat derzeit mit den Niederungen der Finanzbranche zu kämpfen. Nach der Bank Burgenland gibt es mit der Commerzialbank einen neuen, ziemlich spektakulären Bankenskandal, der einen veritablen Schaden anrichten wird. Neben Sparern sind auch Unternehmen und Gemeinden betroffen, die ihre Gelder dem Institut anvertraut haben. Sparer sind zwar bis 100.000 Euro abgesichert, doch die im mutmaßlichen Sumpf versickerte Marie wird auch nicht vom lieben Gott refundiert, sondern von der Einlagensicherung, die wiederum von den Banken und somit von den Kunden abgedeckt werden muss.

Nun fragt man sich angesichts von offenbar erfundenen "Aktivposten" wie Kreditforderungen natürlich: Wie konnte das passieren? Gibt es nicht gerade im Bankenbereich das engmaschigste Kontrollnetz aller Branchen dieser Welt, von interner Revision über Aufsicht bis zum Wirtschaftsprüfer? Und sind es nicht die Geldinstitute, die uns seit der Regulierungswelle nach der Lehman-Pleite weismachen wollen, dass jeder Beleg dreimal umgedreht werde und sich der Sektor mehr mit Bürokratie als mit dem Geschäft befassen müsse?

Die Lage ist umso brisanter, als sich nicht nur die pannonische Provinzbank, sondern auch der Zahlungsabwickler Wirecard – ein Börsenschwergewicht und Mitglied im Frankfurter Aktienindex Dax – als Kartenhaus entpuppt hat. Ein Kartenhaus ohne Fundament und nur bei Windstille vermeintlich stabil auf morschen Pfeilern stehend.

Dass die Baumängel nicht entdeckt wurden, kann man jetzt natürlich zu Recht beklagen. Doch eines sollte dabei dazugesagt werden: Wo kriminelle Energie fließt, fließt sie meist unauffällig und geräuschlos. Abschlussprüfer sind keine Detektive, die wie ein Sheriff mit gezogenem Colt die Herausgabe von Bankdaten verlangen und mit Festnahme drohen können. Die Bankenaufsicht hat mehr Befugnisse, widmet sich aber auch nicht monatlich einer bisher eher unauffälligen Kleinstgenossenschaft.

Das sollten vor allem Einleger und andere Kunden wissen, die sich einem Geldinstitut anvertrauen und nicht einmal auf die Idee kommen, das Risiko ihrer Geschäftsverbindung zu hinterfragen. Die jüngsten Fälle zeigen wieder einmal, dass es im Wirtschaftsleben allgemein und speziell im Finanzbereich keinen Schutzpatron gibt, der die Sparer vor Betrug bewahrt. (Andreas Schnauder, 16.7.2020)