Lebensmittel wurden zuletzt leicht teurer.

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Wien – Spürbare Preiserhöhungen bei Nahrungsmitteln wie Fleisch oder Obst um drei Prozent haben die Teuerungsrate in Österreich im Juni auf 1,1 Prozent steigen lassen. Im Mai hatte die Jahresinflation lediglich 0,7 Prozent betragen, der tiefste Stand seit mehreren Jahren. Sprit wirkte im Juni erneut preisdämpfend: Treibstoffe verbilligten sich um 18,2 Prozent im Jahresabstand.

Großteils kompensiert wurden die Verbilligungen bei Sprit jedoch durch Teuerungen für Wohnen, wie die Statistik Austria am Freitag erklärte. Die Preise für Wohnung, Wasser, Energie stiegen binnen Jahresfrist im Schnitt um 2,3 Prozent und waren damit bezogen auf den VPI der stärkste Preistreiber. Mieten allein legten um 3,7 Prozent zu, Haushaltsenergie verbilligte sich dagegen um 0,5 Prozent.

Teures Fleisch, teures Obst

Für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke musste im Juni im Schnitt um 2,9 Prozent mehr bezahlt werden als ein Jahr davor, nach lediglich 1,3 Prozent Anstieg im Mai. Dabei wurden Nahrungsmittel um drei Prozent teurer – Hauptgrund waren die um 6,1 Prozent höheren Fleischpreise. Das ist verwunderlich – immerhin treffen sich am Montag die EU-Landwirtschaftsminister in Brüssel, um den aktuellen Verfall des Schweinefleischpreises zu besprechen. Österreich wird dabei von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) vertreten. Laut Statistik Austria wurde das Schweinsschnitzel gegenüber dem Vormonat jedenfalls um 8,6 Prozent teurer.

Aber auch Milch, Eier und Käse kosteten im Schnitt drei Prozent mehr, Obstpreise legten um knappe acht Prozent zu. Die Preise fürGemüse blieben hingegen unverändert. Auch der Besuch im Restaurant oder Hotel wurde kostspieliger – die Preise wurden durchschnittlich um drei Prozent angehoben.

Im Monatsabstand erhöhte sich das Preisniveau in Österreich um 0,6 Prozent, ebenfalls getrieben durch die Nahrungsmittel. Preisdämpfend zum Vormonat wirkten Bekleidungsartikel.

EZB prognostiziert herben BIP-Rückgang

EZB-Chefin Christine Lagarde betonte am Donnerstag in einer Pressekonferenz, wie wichtig Preisstabilität sei, um wirtschaftliche Entscheidungen treffen zu können. IHS-Chef Martin Kocher schrieb daraufhin auf der Kurznachrichten Plattform Twitter, dass der Europäischen Zentralbank offenbar bewusst sei, dass ihre Politik Sorgen hinsichtlich der Inflation in den kommenden Jahren auslöse.

Aus Sicht von Experten der EZB-Geldpolitik wird der Konjunktureinbruch im Euroraum wegen der Coronakrise heuer jedenfall heftiger ausfallen als bis jetzt erwartet. Einer Erhebung zufolge gehen die befragten Volkswirte nun davon aus, dass die europäische Wirtschaftsleistung heuer um 8,3 Prozent schrumpfen wird.

Im Mai hatten sie noch mit einem Minus von 5,5 Prozent gerechnet. Für 2021 erwarten die Ökonomen dann allerdings einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 5,7 Prozent. Im Mai hatten sie ein geringeres Plus von 4,3 Prozent prognostiziert.

Vierteljährliche Befragung

Die EZB befragt viermal im Jahr Volkswirte zu deren Inflations- und Wachstumsprognosen. Die Ergebnisse der Umfrage sind stets ein wichtiger Faktor, der in die geldpolitischen Überlegungen der Euro-Wächter einfließt.

Die Volkswirte rechnen heuer mit einer Inflation im Euroraum von lediglich 0,4 Prozent in der Eurozone. Für 2021 erwarten sie nun eine Teuerung von 1,0 Prozent. Noch im Mai hatten sie 1,2 Prozent vorhergesagt. Für 2025 rechnen sie mit einer Rate von 1,6 Prozent. Damit würde die EZB auch längerfristig ihr Inflationsziel von knapp zwei Prozent verfehlen. (APA, red, 17.7.2020)