Wien – Christian Ilzer wechselt innerhalb der Fußballbundesliga den Trainerstuhl: Der 42-jährige Steirer verlässt nach nur einem Jahr die Wiener Austria und heuert bei Sturm Graz an. Bei den Steirern unterschreibt Ilzer einen Vertrag über drei Jahre.

Vom Verteilerkreis direkt auf die Südautobahn: Christian Ilzer.
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"Ich kenne Christian Ilzer schon lange, er passt perfekt zu uns", sagte Sturms neuer Sportdirektor Andreas Schicker zum STANDARD, "vor einem Jahr hätte er bei jedem Verein in Österreich unterschreiben können. Jetzt hatte er ein schwieriges Jahr bei der Austria – das hat ihn zu einem noch besseren Trainer gemacht." Ausschlaggebend sei auch Ilzers Arbeit mit jungen Spielern gewesen. Bei der Austria integrierte der Coach im Lauf der Saison Dominik Fitz, Benedikt Pichler, Patrick Wimmer und Manprit Sarkaria in die Kampfmannschaft. "Das passt zu unseren Vorstellungen. Auch wir wollen den Weg mit Nachwuchsspielern bestreiten."

Die Gespräche zwischen Schicker und Ilzer hätten sich von Anfang an sehr konstruktiv gestaltet: "Wir haben schnell gespürt, dass wir dieselben Ideen zur Entwicklung unseres Fußballs haben. Es hat schnell gefunkt."

Dem Wunsch nachgekommen

Ilzer hatte mit dem Wiener Großklub in der abgelaufenen Saison die Qualifikation für die Meistergruppe und erst am Mittwochabend die Europa-League-Qualifikation im Playoff gegen Hartberg verpasst. Zuvor hatte er den TSV Hartberg ins Oberhaus geführt und den Bundesligisten Wolfsberger AC höchst erfolgreich gecoacht. Nun wird Ilzer bei Sturm Nachfolger des Ende Juni entlassenen Nestor El Maestro. Austrias Sportvorstand Peter Stöger war am Donnerstag von Ilzers Management um einen Gesprächstermin gebeten worden. "Es gab den Wunsch nach Veränderung. Diesem Wunsch sind wir nachgekommen und haben eine Auflösung des Vertrages erzielt."

Ilzer wäre noch bis Sommer 2022 an die Austria gebunden gewesen, die Wiener sollen rund 400.000 Euro Ablöse für ihn an Wolfsberg überwiesen haben. Sturm dürfte für den neuen Trainer nichts extra bezahlen haben müssen. Wer Ilzer bei der Austria nachfolgt, wird wohl von den Finanzen diktiert, weshalb der recht erfolgreiche Betreuer des Zweitligisten Young Violets Austria, der 43-jährige Eisenstädter Harald Suchard, als Favorit gilt.

Überraschend

Ilzers Entschluss sei überraschend gewesen, sagte Stöger, "aber natürlich machen wir uns bereits Gedanken zur weiteren Ausrichtung des Klubs. Wichtig ist jetzt, dass wir nicht die schnellste, sondern die richtige Entscheidung treffen. Im Moment gibt es dazu jedenfalls nichts zu verkünden. Wir wollen, dass das neue Trainerteam zu Saisonbeginn mit dem ersten Mannschaftstraining am 10. August die Arbeit auf dem Platz aufnimmt." Mit Ilzer werden auch seine drei Assistenztrainer Uwe Hölzl, Dominik Deutschl und Sargon Duran die Wiener verlassen. (Philip Bauer, Sigi Lützow, 17.7.2020)