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Die österreichische Grenzpolizei gibt bereits zu, dass sie nicht alle kontrollieren kann.

Foto: AP Photo/Sasa Kavic

Viele Südosteuropäer wollen im Sommer ihre Verwandten in Österreich oder Deutschland besuchen. Umgekehrt fahren auch Leute aus der Diaspora nach Serbien oder in andere Staaten auf dem Balkan, um mit ihren Familien Zeit zu verbringen. Weil die Anzahl der Neuinfektionen in der Region seit zwei, drei Wochen in die Höhe schnellt, sind diese wechselseitigen Besuche aber zu einem hohen Risiko geworden. In Österreich hat man Sorge, dass das Virus aus dem Süden eingeschleppt wird.

Kosovo und Montenegro liegen jedenfalls europaweit an der Spitze, wenn es um Neuansteckungen in den vergangenen 14 Tagen pro hunderttausend Einwohner geht, wie der Thinktank European Stability Initiative (ESI) errechnete. Aber auch alle anderen Westbalkanstaaten sind schwer betroffen, in Serbien mehren sich Hinweise, dass die Verbreitung viel höher ist, als offiziell angegeben wird.

Kein Test für Transit

Prinzipiell dürfen Menschen, die aus diesen Nicht-EU-Staaten kommen, nur in die EU, also auf dem Landweg nach Kroatien einreisen, wenn sie einen Covid-19-Test mitbringen oder wenn sie zwei Wochen in Selbstisolation gehen. Doch die allermeisten wollen ohnehin nur durch Kroatien und Slowenien durchfahren und dann in Österreich oder Deutschland bleiben. Und für diesen Transit braucht es keinen PCR-Test.

Im österreichischen Außenministerium geht man davon aus, dass an "der kroatischen Grenze zu Drittstaaten wie Serbien ein Nachweis über die Weiterreisemöglichkeit nach Österreich zu erbringen ist". Grundsätzlich sind die kroatische und die slowenische Grenzpolizei jedenfalls angehalten, nur jene Leute durchzulassen, denen auch erlaubt ist, in Österreich einzureisen. Doch gerade jene, die von einem Familienbesuch aus Serbien oder einem anderen Staat in der Region zurückkommen, haben meist einen Aufenthaltstitel in Österreich oder die österreichische Staatsbürgerschaft und können demnach sowieso einreisen.

Nicht alle kontrollierbar

Weil die österreichische Grenzpolizei nicht alle Fahrzeuge kontrolliert, kann es durchaus sein, dass Leute aus Drittstaaten kommend einreisen, ohne dass sie danach in Österreich zur Heimquarantäne verpflichtet werden oder ohne dass sie einen Test gemacht haben. Dabei sind nicht die Reisen mit dem Auto an sich gefährlich, sehr wohl aber die Familientreffen, die mit den Besuchen auf dem Balkan einhergehen. Die kroatischen und slowenischen Behörden erlauben den Transit von Nicht-EU-Bürgern innerhalb von zwölf Stunden. Im Callcenter der slowenischen Polizei haben jüngst viele Bosnier angerufen, um zu erkunden, wie sie Richtung Österreich gelangen können. Sie brauchen jedenfalls ein Dokument mit dem Zielort und dem Grund der Reise. (awö, 17.7.2020)