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Corona-Opfer in Brasilien werden beigesetzt. Das Land ist das am zweitstärksten betroffene der Welt. Nach den USA.

Foto: AP / Andre Penner

Das Wichtigste in Kürze:

  • Sieben Personen wurden in Rahmen eines neuen Corona-Clusters in serbisch-orthodoxen Kirchen in Wien positiv getestet.
  • Weltweit sind bisher mehr als 600.000 Menschen gestorben, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. US-Präsident Trump spielt die Bedeutung trotzdem herunter und greift auf den berühmt-berüchtigten Schnupfen-Vergleich zurück.
  • Die Wiedereinführung einer Maskenpflicht in Supermärkten zeichnet sich ab.Aufgrund der Verzögerungen am EU-Gipfel will die Regierung aber erst am Montag darüber entscheiden und informieren
  • Die telefonische Krankmeldung ohne Arztbesuch wird mit Ende August wieder eingestellt.
  • Zwischen Mitte März und Mitte Juni ist die Zahl der Unternehmensneugründungen in Österreich um 23 Prozent eingebrochen.
  • Das österreichische Bundesheer bildet seit Juni Corona-Spürhunde aus. Das Projekt befindet sich derzeit in der Testphase.
  • Eine Studie zur Ausbreitung des Coronavirus in Österreich zeigt, dass die ersten beiden Cluster jener in Ischgl und einer bei einem Radfahr-Spinning-Treffen in Wien waren.
  • Die G20-Staaten erwägen eine Verlängerung des Schuldenmoratoriums für die ärmsten Länder der Welt wegen der Coronavirus-Pandemie.

Corona-Cluster in serbisch-orthodoxen Kirchen in Wien

In Wien gibt es einen neuen Coronavirus-Cluster: Davon betroffen ist die serbisch-orthodoxe Kirche, wie ein Sprecher des medizinischen Krisenstabes der Stadt Wien am Sonntag der APA mitteilte. Bisher seien sieben Personen positiv getestet worden. Es handelt sich um vier Priester und deren Familienangehörige.

Betroffen sind zwei Kirchenstandorte in Wien. Einerseits handelt es sich um die "Kathedrale zum Heiligen Sava" im dritten Bezirk Landstraße, zum anderen um die "Kirche zur Geburt der Allerheiligsten Gottesgebärerin" im 16. Bezirk Ottakring. Beide Standorte wurden geschlossen.

Die Behörden waren am Sonntag dabei, systematische Testungen bei den Kontaktpersonen durchzuführen – dazu zählen Kirchenmitarbeiter und Teilnehmer einer Messfeier. Bekannt ist aber, dass die Mitarbeiter der beiden Standorte untereinander Kontakt hatten.

Mehr als 600.000 Todesopfer weltweit

Weltweit sind bisher mehr als 600.000 Menschen gestorben, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Das geht aus Zahlen der John-Hopkins- Universität hervor. Der am stärksten betroffene Kontinent ist Europa mit mehr als 200.000 Todesopfern, gefolgt von Lateinamerika mit 160.000 Toten.

Die USA sind das Land mit den weltweit meisten Todesfällen: Dort starben 140.103 Menschen an den Folgen der Virus-Infektion. Am zweitstärksten betroffen ist Brasilien (78.772), gefolgt von Großbritannien (45.273), Mexiko (38.888) und Italien (35.042).

Insgesamt haben sich mehr als 14,3 Millionen Menschen weltweit mit dem Coronavirus infiziert. Erst vor drei Wochen war die Schwelle von einer halben Million Toten und zehn Millionen bestätigten Infektionen überschritten worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet seit Tagen jeweils mehr als 200.000 bestätigte Neuinfektionen mit dem Coronavirus.

Trump zu SARS-CoV-2: Bei jungen Menschen oft nur wie ein "Schnupfen"

Trotz dieser Zahlen hat US-Präsident Donald Trump die Bedeutung der rasch zunehmenden Coronavirus-Neuinfektionen in den Vereinigten Staaten erneut heruntergespielt. Bei vielen der Neuinfektionen handle es sich um "junge Leute, die einen Schnupfen haben", sagte Trump in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview mit dem Sender Fox News.

Trump behauptete weiter, dass "99,7 Prozent" aller Corona-Patienten "sehr schnell" wieder gesund würden. Bei der Zunahme in Bundesstaaten im Süden und Westen des Landes handle es sich nur um "Flammen" oder gar nur "Glutherde", die rasch gelöscht würden. Gesundheitsexperten warnen jedoch, dass es auch bei jüngeren Menschen nach einer Corona-Ansteckung ernsthafte Krankheitsverläufe und sogar Todesfälle geben könne.

Die Medien übertrieben das Problem, sagte Trump. Gesundheitsexperten wie der renommierte US-Immunologe Anthony Fauci seien zudem ein "bisschen alarmistisch", sagte Trump in dem Interview weiter. Die Demokraten wiederum werfen Trump Untätigkeit und Versagen vor.

Trump überlässt den Kampf zur Eindämmung des Virus großteils den Gouverneuren der Bundesstaaten und lokalen Behörden. Er fordert eine rasche Rückkehr zur Normalität, damit sich die Wirtschaft stabilisieren kann und Schulen wieder öffnen können. Die Städte seien von der Regierung verlassen und auf sich allein gestellt, sagte der Bürgermeister von Los Angeles, Eric Garcetti, im Gespräch mit dem Sender CNN. Es gebe in der Krise "keine nationale Führung", klagte er. "Das wird ein Marathon, wir müssen aufhören den Menschen zu sagen, dass es bald vorbei sein wird", sagte er. Wenn es nicht bald einen landesweiten Aktionsplan gebe, würden noch mehr Menschen sterben, warnte er.

Entscheidung über Maskenpflicht auf Montag verschoben

Die Entscheidung über eine mögliche Wiedereinführung der Maskenpflicht nach dem Ansteigen der Coronvirus-Infizierten wurde auf Montag verschoben. Grund dafür ist, dass Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auch am Sonntagabend noch beim EU-Gipfel in Brüssel weilt. In einem Interview mit oe24.at sagte er: "Wir werden darüber beraten, in welchen Bereichen wir die Maskenpflicht wieder einführen." Zusätzlich müsse aber das Ampelsystem, an dem das Gesundheitsministerium momentan arbeitet, zügig eingeführt werden. Feststehen soll dem oe24-Bericht zufolge, dass die Maskenpflicht für Supermärkte nächste Woche wieder kommt. Die Ärztkammer wünscht sich eine solche gar für alle öffentlich zugänglchen geschlossenen Räumen.

Über die Maskenpflicht hinaus brauche es ein zielgerichtetes Vorgehen bei regionalen Clustern, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Am Sonntag konzentriere man sich im Gesundheitsministerium auf Hintergrundanalysen. "Aus diesen Analysen wird der allfällige Bedarf für Zusatzmaßnahmen abgeleitet werden", sagt Anschober. Nach der Rückkehr von Kurz aus Brüssel ist für morgen, Montag, dann ein physisches Treffen des Bundeskanzlers mit den zuständigen Regierungsmitgliedern in Wien geplant.

Frankreich: 135 Euro Strafe bei Verstoß gegen Maskenpflicht

Apropos Maskenpflicht: Frankreich hat eine Verschärfung dieser bereits beschlossen. Wegen steigender Corona-Infektionszahlen gilt eine Maskenpflicht fortan auch in Geschäften und anderen öffentlich zugänglichen Räumen. Bisher war das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in Frankreich nur in öffentlichen Verkehrsmitteln Pflicht. Bei einem Verstoß gegen die ab Montag geltende verschärfte Maskenpflicht werden 135 Euro Strafe fällig. Dies geht aus einem Dokument der Gesundheitsbehörde DGS hervor, das der Nachrichtenagentur AFP vorlag. In sechs Gemeinden des nordwestfranzösischen Départements Mayenne trat die Verschärfung bereits am Donnerstag in Kraft.

Unter hundert Neuinfektionen in Österreich

Nach mehreren Tagen mit mehr als hundert Neuinfektionen vermeldete das Innenministerium am Sonntag, dass es im 24-Stunden-Vergleich 82 neue Fälle gab (Stand: 9.30 Uhr), die meisten davon in Oberösterreich.

Hier sind die Zahlen für die Bundesländer im Detail: In Oberösterreich wurden 33 neue Fälle dokumentiert. In Wien kamen 22 Neuinfektionen hinzu, in Niederösterreich zwölf, in der Steiermark sechs, in Salzburg fünf und im Burgenland vier. Drei Bundesländer – Kärnten, Tirol und Vorarlberg – vermeldeten keine Neuerkrankungen. Insgesamt beträgt die Gesamtzahl der bisher diagnostizierten Coronavirus-Fälle 19.655.

Elektronische Krankmeldung nur mehr bis Ende August

Die im Zuge der Corona-Pandemie eingeführte telefonische Krankmeldung ohne Arztbesuch wird wieder eingestellt. "Die im Rahmen der Covid-19-Pandemie eingeführte Möglichkeit der Arbeitsunfähigkeitsmeldungen nach Kontaktmaßnahme der Patienten über Telefon oder Videokonsultation wird mit Ende August wieder zurückgenommen", heißt es laut "Kronenzeitung" in einem Schreiben der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) an alle Hausärzte.

Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres kritisiert diesen Beschluss als unverantwortlich. Er warnt vor einer zusätzlichen Ansteckungsgefahr, sollten deshalb wieder mehr Patienten persönlich in die Ordinationen kommen. Die ebenfalls wegen der Corona-Krise eingeführte Möglichkeit, das Rezept auch elektronisch zu übermitteln, soll hingegen erhalten bleiben, hatten zuletzt verschiedene Vertreter der Sozialversicherungen angekündigt.

Unternehmensneugründungen um ein Viertel eingebrochen

Die Coronakrise hat vielen die Gründerlaune verdorben. Zwischen Mitte März und Mitte Juni ist die Zahl der Unternehmensneugründungen im Vergleich zur Vorjahresperiode um 23 Prozent auf 6.460 eingebrochen. Im gesamten ersten Halbjahr sank die Anzahl um 8,6 Prozent auf 15.645, wie aus aktuellen Daten der Wirtschaftskammer (WKÖ) hervorgeht.

Die Chefin des WKÖ-Gründerservice, Elisabeth Zehetner-Piewald, ortet aber bereits wieder einen Aufwärtstrend. Die Talsohle bei den Neugründungen rund um den Corona-Lockdown sei durchschritten: "Die jetzt gründen, haben sich auf die Rahmenbedingungen eingestellt", so die Wirtschaftskammer-Vertreterin. "Die Krise war sicherlich ein Digitalisierungsturbo." Auf die Online-Präsenz und Webshops werde von Beginn an mehr Fokus gelegt.

Auf Gewerbe und Handwerk entfielen 38 Prozent der gesamten Unternehmensneugründungen im ersten Halbjahr, 29 Prozent auf den Handel, 19 Prozent auf Information und Consulting und knapp 8 Prozent auf Tourismus und Freizeitwirtschaft.

Bundesheer bildet Corona-Spürhunde aus

Anfang Juni startete das Österreichische Bundesheer die Erprobungsphase für neue Corona-Spürhunde. Ziel ist es, dass diese eine Corona-Erkrankung "erschnüffeln" können, so Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) am Sonntag. Derzeit befindet sich ein belgischer Schäferhund des Bundesheeres im Militärhundezentrum in Kaisersteinbruch in der Testphase.

"Ob diese spezielle Ausbildung zu einem fixen Bestandteil im Militärhundezentrum wird, wird sich erst nach der Testphase zeigen. Ich freue mich jedenfalls, dass sich unser Bundesheer auch in der Ausbildung der tierischen Begleiter so engagiert zeigt", so Tanner.

Die Ausbildung des Testhundes läuft, wie beispielsweise bei Kampfmittel-Spürhunden, spielerisch ab. Mit Hilfe eines Duftröhrchens ("Sokks"), in dem Geruchsmoleküle eines Coronavirus enthalten sind, wird der Schäferhund auf den Geruch konditioniert: nach Auffinden des Testobjektes wird der Militärhund sofort belohnt. Ab nächster Woche startet dann die Testphase der Covid-19-Detektion anhand von Masken.

Für die Geruchsmoleküle in den Röhrchen, die für die Ausbildung der Hunde notwendig sind, wurden Partikel aus infizierten Mund-Nasen-Schutzmasken entnommen. Um die Sicherheit des Diensthundes und der Militärhundeführer in jedem Fall gewährleisten zu können, werden die Röhrchen sowie die Masken mit Hilfe von UV-Strahlungen behandelt und die noch vorhandenen Viren inaktiviert.

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Ischgl-Studie bringt neue Erkenntnisse zu Clustern

Österreichische Forscher fanden im Zuge einer Studie heraus, dass die Erreger des "Ischgl-Ausbruchs" ähnliche Charakteristika von Viren im französischen Skigebiet Contamines-Monjoue (Haute-Savoie) zeigen. "Dorthin war ein Brite gekommen, der am 24. Jänner nach Frankreich eingereist war. Er kam zurück von einer Konferenz in Singapur (20. bis 22. Jänner), an der 109 Personen inklusive einer Person aus Wuhan teilgenommen hatte. Allerdings, weder die Erbgutsequenz noch die Resultate aus der epidemiologischen Untersuchung konnten die definitive Quelle von SARS-CoV-2 identifizieren, die zu dem Ausbruch in Ischgl führten", stellen die Fachleute fest. In der Region der Westalpen, in Norditalien und benachbarten Gebieten könnte das Virus schon einige Zeit unerkannt "unterwegs" gewesen sein.

Die Sequenzinformationen von 305 Erregern aus Österreich wurden mit denen von fast 7.700 SARS-CoV-2-Viren aus internationalen Quellen verglichen. Dabei zeigte sich, dass die beiden ersten österreichischen Cluster aus einer Apres-Ski-Bar in Ischgl ("Ischgl") und einem Radfahr-Spinning-Treffen in Wien entstanden sind.

Die Studie von Erstautor Peter Kreidl (MedUni Innsbruck) und zahlreichen weiteren Wissenschaftern (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit/AGES, CeMM/Wien sowie weitere) zur "Entwicklung der Coronavirus-Erkrankung 2019 (Covid-19) in Österreich" wird in der Wiener klinischen Wochenschrift publiziert werden.

G20-Staaten erwägen Verlängerung des Schuldenmoratoriums

Die G20-Staaten erwägen eine Verlängerung des Schuldenmoratoriums für die ärmsten Länder der Welt wegen der Coronavirus-Pandemie. Über eine mögliche Ausweitung werde in der zweiten Jahreshälfte beraten, erklärten die Finanzminister und Zentralbankchefs der G20-Gruppe am Samstag nach einem virtuellen Treffen.

Im April hatten die G20-Staaten wegen der Corona-Pandemie ein Schuldenmoratorium für zwölf Monate für die ärmsten Länder beschlossen. Dies soll Entwicklungsländern helfen, im Kampf gegen die Pandemie über die notwendigen Finanzmittel zu verfügen. Die Weltbank und mehrere Hilfsorganisationen fordern eine Verlängerung der Initiative.

Bisher haben nach Angaben der G20-Staaten 42 Länder eine Schuldenerleichterung beantragt und um die Aufschiebung von Schuldenrückzahlungen in Höhe von insgesamt 5,3 Milliarden Dollar (4,6 Milliarden Euro) gebeten. (red, APA, 19.7.2020)