Master der Lethargie oder Bachelor der Betriebsblindheit – bei der Commerzialbank wurde jedenfalls einiges übersehen.

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Herzlich willkommen im austro-germanischen Defraudantenstadl! Bei Wirecard ist das Geld weg (und ein Vorstand dazu), bei der Commerzialbank Mattersburg ist das Geld weg, dafür sind die zuständigen Bilanzprüfer noch da, und sie sind indigniert. Wenn sich die Öffentlichkeit dezent erkundigt, wie diese Sache mit den Fantasiegeldern passieren konnte, beruft man sich verschnupft auf Verschwiegenheitspflichten und signalisiert, dass es eine Zumutung von Ahnungslosen ist, Aufklärung oder gar Entschuldigung zu fordern. Habts uns doch alle gern!

Solcherart entsteht ein sehr spezielles Bild der Prüferbranche. Manch einer gewinnt den Eindruck, es müsse sich um einen Traumberuf handeln, bei dem man auch fürs Nichthinschauen blendend bezahlt wird und es im Grunde eh schnurz ist, ob man nun hinschaut oder nicht. Gut, manchmal passieren dann kleine Fehler wie die globale Bankenkrise anno 2008, aber, Hand aufs Herz, wer hat in seinem Job noch keinen Bock geschossen? Too big to fail!

Vermutlich gibt es schon Uni- und FH-Studien für schludriges Prüferwesen, mit Seminaren wie "Die Irrelevanz aushaftender Forderungen" oder "Bilanz-Ignoranz für Fortgeschrittene". Als Titel winken ein Bachelor der Betriebsblindheit, ein Master der Lethargie und der PhD in angewandter Wirtschaftswurschtigkeit. Tolle Perspektiven für junge Menschen, die auch ohne große Mühe fett abkassieren wollen. (Christoph Winder, 19.7.2020)