Um 23:58 Uhr MESZ hob die Marssonde an Bord einer H-II-Trägerrakete vom japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima ab.

Foto: EPA/MITSUBISHI HEAVY INDUSTRIES

Bild nicht mehr verfügbar.

Künstlerische Darstellung der Marssonde "Hoffnung" vor dem Roten Planeten.

Illustration: AP/Alexander McNabb/Mohammed Bin Rashid Space Centre

Beim dritten Termin hat es geklappt: Am Sonntag um 23:58 Uhr (MESZ) verließ die erste Marsmission der Vereinigten Arabischen Emirate die Erde. Die Sonde Al-Amal, auf Deutsch "die Hoffnung", startete vom japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima mit der Trägerrakete H-II ins All. Ursprünglich war der Start für vergangenen Dienstag geplant gewesen, doch wegen Schlechtwetters musste er zweimal verschoben werden.

Die Unternehmung ist für die Emirate ein wichtiger Schritt: Missionen zum Mars sind anspruchsvoll, auch ohne Landung. Bisher haben nur die USA, die Sowjetunion, Europa und Indien erfolgreich Sonden in Umlaufbahnen des Roten Planeten gebracht. Wenn alles klappt, soll Al-Amal im Februar 2021 in einen elliptischen Orbit des Roten Planeten einschwenken und mit wissenschaftlichen Untersuchungen beginnen. Damit würde die ölreiche Erbmonarchie auf der Arabischen Halbinsel in die Raumfahrtelite aufrücken – ein bedeutsamer Prestigegewinn für das Land, das erst 2014 eine Weltraumagentur gegründet hat.

Atmosphäre im Fokus

Die Mission ist von internationaler Kooperation gekennzeichnet. Die Marssonde wurde von Ingenieuren aus den Emiraten und den USA gemeinsam an der University of Colorado Boulder gebaut, den Start übernahm der japanische Mitsubishi-Konzern. In Abu Dhabi wird aber betont, dass es sich um ein eigenständiges Projekt der Emirate handelt, nicht um eine Auftragsarbeit: Planung, Entwicklung und Management der Mission liegen demnach bei Ingenieuren und Wissenschaftern der Emirate. Mit einem Budget von rund 180 Millionen Euro und sechs Jahren Entwicklungszeit ist die Mission vergleichsweise schnell und günstig realisiert worden.

Wissenschaftlich soll sich die 1.350 Kilogramm schwere Sonde Al-Amal auf atmosphärische und klimatische Prozesse des Roten Planeten konzentrieren. Mithilfe von drei wissenschaftlichen Instrumenten sollen über die Jahreszeiten hinweg Gase in der Atmosphäre gemessen und Daten anderer Klimafaktoren wie Temperatur, Wind und Staub dokumentiert werden. Forscher erhoffen sich unter anderem neue Antworten auf die Frage, wie die Atmosphärenschichten des Mars wechselwirken und warum der Planet seine äußere Gashülle verliert.

Andrang auf den Nachbarplaneten

Für die Vereinigten Arabischen Emirate geht aber um weit mehr als einen Beitrag zur interplanetaren Klimaforschung: Das Land hat in den vergangenen Jahren Milliardensummen in den Aufbau der nationalen Raumfahrt investiert. Erklärtes Ziel ist, einen innovativen neuen Wirtschaftssektor zu schaffen und damit ein Stück unabhängiger vom Erdöl zu werden. Ein prestigeträchtiger Erfolg im All gelang den Emiraten vergangenen September, als sie mit dem 35-jährigen Hassan al-Mansouri den ersten arabischen Astronauten zur Internationalen Raumstation schickten. Der Start einer eigenen Marssonde ist das bislang ambitionierteste Raumfahrtprojekt des Landes.

Die derzeitige Planetenkonstellation bietet eine günstige Gelegenheit für die Reise zum Mars. Etwa alle 26 Monate öffnet sich ein mehrwöchiges Startfenster, in dem ein besonders effizienter Flug möglich ist – und genau das ist aktuell noch bis Mitte August der Fall: Flüge zum Mars sind in sieben bis acht Monaten machbar. Das führt in diesem Sommer zu einer regelrechten Aufbruchstimmung: In Kürze wollen auch China und die USA Missionen zum Roten Planeten schicken. Die chinesische Mission Tianwen-1 soll frühestens am 23. Juli starten, der neue Nasa-Marsrover Perseverance voraussichtlich am 30 Juli. Eigentlich hätte auch ein europäischer Marsrover aufbrechen sollen, aufgrund technischer Probleme musste der Start aber auf 2022 verschoben werden. (David Rennert, 19.7.2020)