Derzeit kann man noch getrost ohne Mund-Nasen-Schutz einkaufen gehen. Doch die Regierung plant wegen steigender Infektionszahlen die Wiedereinführung der Maskenpflicht.

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Die Regierung wird doch nicht wie angekündigt am heutigen Montag über eine erneute Ausweitung der Maskenpflicht entscheiden. Grund dafür sei, dass Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) noch beim EU-Gipfel in Brüssel ist. Der Sondergipfel hätte am Sonntag zu Ende gehen sollen, mangels einer Einigung ging das EU-Spitzentreffen aber in die Verlängerung.

Stattdessen wurde für Montag eine Telefonkonferenz mit Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) angekündigt. Wenn Kurz aus Brüssel zurück ist, soll es am Dienstag auch ein physisches Treffen zwischen den Regierungsmitgliedern geben. Danach soll eine Pressekonferenz stattfinden.

Dem Vernehmen nach ist eine Wiedereinführung der bundesweiten Maskenpflicht eine realistische Option. Offen ist jedoch auch, wie genau diese ausgestaltet sein könnte, also ob sie etwa nur in Supermärkten oder auch in öffentlichen Gebäuden gelten werde. Weder im Bundeskanzleramt noch im Gesundheitsministerium wollte man sich vor den Gesprächen auf Konkretes festlegen. Laut "ZiB 2" sei eine Maskenpflicht in Supermärkten wahrscheinlich.

"Masken sind für unsere Kultur etwas Fremdes." – Kanzler Sebastian Kurz bei der Verkündung der Maskenpflicht am 30. März.

Keiner so richtig abgeneigt

Schon am Freitag jedoch betonte Kurz, die Maskenpflicht sei etwas, "das notwendig werden kann"; zuvor hatte Gesundheitsminister Anschober gesagt, eine entsprechende Verordnung könnte innerhalb von 24 Stunden fertig sein: "Manche könnten überrascht sein, wie schnell das gehen könnte."

Auch Vizekanzler Kogler hatte sich zuletzt zur Sache geäußert: "Für eine bundesweite allgemeine Maskenpflicht muss noch einiges passieren. Die Debatte zur Maskenpflicht in den Supermärkten ist davon aber zu unterscheiden", sagte er. Dieser Bereich sei deshalb anders zu bewerten, "weil jeder dorthin muss".

"Die Maske soll weitgehend durch ein gerüttelt Maß an Selbstverantwortung ersetzt werden." – Kärntens Landeschef Peter Kaiser am 28. Mai.

Zahlen steigen langsam

Tatsächlich wurden in den 24 Stunden auf Sonntag nur 82 neue Fälle identifiziert, ein recht niedriger Wert verglichen mit den Tagen davor – da lag er oft deutlich über 100. Die Zahl der Gesamtinfizierten liegt mit gut 1.300 etwa auf dem Niveau von Mitte März – also dem Zeitpunkt, als der Lockdown übers Land kam. Aber: Die Steigerung ist bei weitem nicht so steil wie damals, eine infizierte Person steckt heute weniger Leute an als noch im März.

Drei Bundesländer – Kärnten, Tirol und Vorarlberg – vermeldeten am Sonntag gar keine neuen Infektionsfälle, doch vor allem in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien steigen die Zahlen nach wie vor weiter an.

"Die Maske wird Schritt für Schritt ein Stück weit abgelegt." – Am 29. Mai schränkt Kurz die Maskenpflicht ein.

Neuer Cluster in Wien

In der Hauptstadt wurde am Sonntag ein neuer Coronavirus-Cluster gefunden. Es handelt sich um Infektionen rund um die serbisch-orthodoxe Kirche, hieß es vonseiten der Stadt. Betroffen sind zwei Kirchenstandorte: die "Kathedrale zum Heiligen Sava" in der Landstraße sowie die "Kirche zur Geburt der Allerheiligsten Gottesgebärerin" in Ottakring. An den beiden Standorten seien insgesamt vier Priester und deren Familienangehörige positiv auf Covid-19 getestet worden. Die beiden Standorte wurden – auf Eigeninitiative, wie es aus dem Krisenstab heißt – vorerst bis Anfang August geschlossen. Aktuell werden die Kontaktpersonen getestet. Im ersten Schritt seien das die Mitarbeiter. Zudem würde erhoben, wer an Messfeiern teilgenommen habe.

"Da könnte auch der Mund-Nasen-Schutz bundesweit ein Thema sein und kurzfristig umgesetzt werden." – Gesundheitsminister Rudolf Anschober über ein mögliches Comeback am 17. Juli.

Die Mitglieder der beiden Einrichtungen sollen untereinander Kontakt gehabt haben. Derzeit stehe "kein anderer Standort im Fokus", heißt es aus dem Krisenstab.

Es ist nicht der erste Cluster, der im Zusammenhang mit einer religiösen Einrichtung entstanden ist. Im niederösterreichischen Cluster rund um die Freikirche "Pfingstkirche Gemeinde Gottes" sind am Montag weitere Coronavirus-Infektionen bestätigt worden. Damit umfasst der Cluster mittlerweile 28 Erkrankte. Außerdem gab es laut einem Sprecher von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) acht neue Folgefälle.

Ein weiterer Folgefall wurde auch im Cluster um einen Schlachtbetrieb in Eggenburg (Bezirk Horn) vermeldet. Somit waren 38 Mitarbeiter und fünf weitere Personen erkrankt. Die Testungen nach der Covid-19-Ansteckung eines Pfarrers im Stift Heiligenkreuz (Bezirk Baden), der in Trumau (ebenfalls Bezirk Baden) eine Messe gehalten hatte, verliefen bisher in drei Fällen positiv. Unter den Infizierten sei auch ein Kaplan.

Wenige Fälle bei jüngsten Screenings

Am Sonntag verkündete das Gesundheitsministerium außerdem die Ergebnisse der jüngsten Screenings der Ages: So waren in Alters- und Pflegeheimen von über 20.000 Testungen auf das Coronavirus lediglich sechs positiv, in Schlachthöfen wurden bei gut 1.100 Tests 33 Fälle gefunden, und bei 1.600 Tests in prekären Wohnverhältnissen kam es zu acht positiven Ergebnissen. In der Aussendung zeigt sich Anschober erfreut darüber, dass das Risikobewusstsein in Österreich "offensichtlich wieder deutlich ansteigt". (Oona Kroisleitner, Gabriele Scherndl, red, 19.7.2020)